Das Firmenimperium der Grupo Drac des mallorquinischen Baulöwen Vicenç Grande hat vor dem Handelsgericht in Palma Zahlungsunfähigkeit angemeldet. Der Schuldenberg der bedeutendsten Wohnungsbaugesellschaft auf dem Archipel, die aus 14 Einzelfirmen besteht, beläuft sich den Angaben zufolge auf 700 Millionen Euro. Es ist dies die bislang größte Unternehmenskrise in der Geschichte der balearischen Wirtschaft.
Vicenç Grande – der mit 93 Prozent auch größter Anteilseigner des Fußballklubs Real Mallorca ist – hatte am Montag in Palma das Gericht aufgesucht, um von sich aus ein Insolvenzverfahren („concurso de acreedores”) zu beantragen. Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe, auch wenn in der balearischen Finanzwelt seit gut einem Jahr getuschelt wurde, dass Vicenç Grande mit Liquiditätsproblemen zu kämpfen hatte. Der Baulöwe, der in Boomzeiten ein Vermögen verdient und sein Unternehmen massiv vergrößert hatte, war durch die Immobilienkrise auf dem spanischen Wohnungsmarkt massiv in Bedrängnis geraten.
„Ich bin verwundet, aber nicht tot”, ließ der Unternehmer seine engsten Bekannten und Vertrauten per SMS wissen, als sein Konterfei am Dienstag auf allen Titelseiten zu sehen war. Grande gibt sich kämpferisch und hofft, mit Hilfe des Insolvenzgerichts die Krise durchstehen zu können.
Die spanische Rechtslage gestattet es Unternehmern, von sich aus Zahlungsunfähigkeit anzumelden. Stimmt das Gericht zu, bestellt der Richter drei Fachleute, die die Firma – ihre Bücher, Bilanzen, Aktiva und Passiva – unter die Lupe nehmen, um zu retten, was zu retten ist. Dabei werden diverse Interessen – die der Mitarbeiter, der Gläubiger und des Unternehmens – abgewogen. Der Gesetzgeber hat mit der Neuregelung des Entschuldungverfahren zum Ziel gesetzt, vor allem die kleinen Gläubiger, Handwerker und Zulieferer an ihre Außenstände kommen zu lassen. Manager, die eine Mitverantwortung an der Schieflage des Unternehmens tragen, sollen dagegen erst in zweiter Linie berücksichtigt werden.
Vicenç Grande hat demnach, sofern das Gericht zustimmt, weiterhin das Sagen in dem Unternehmen. Er muss sich allerdings der Aufsicht durch die vom Richter zu bestellenden Fachleute fügen – einem Betriebswirt, einem Anwalt, eine Vertrauensmann der Gläubiger.
Vicenç selbst bat den Richter um Zeit, um sein Sanierungskonzept vorlegen zu können. Es ist bekannt, dass der Baulöwe über eine Vielzahl von Landgütern und Immobilien verfügt, deren Wert in etwa der Höhe der Schulden entsprechen sollen.
Gleichwohl wurde der Liquiditätsengpass auf Mallorca mit Sorge zur Kenntnis genommen. Dabei geht es nicht nur um die rund 164 Beschäftigten, sondern um viele nachgeordnete Baufirmen und Handwerksbetriebe, die nun auf ihren Rechnungen sitzen bleiben. Betroffen sind auch die Banken und Sparkassen der Insel, die dem Baulöwen Kredite gewährt hatten. Die Furcht geht um, dass nach der Grupo Drac weitere Firmen des Immobiliensektors ins Trudeln geraten könnten.
Nicht betroffen sei hingegen der Fußballklub Real Mallorca. Für den werden ohnehin Käufer gesucht. Preis: um die 40 Millionen Euro.