Das Feilschen um den wichtigsten Fußballklub der Insel wird zur Seifenoper. Seit Monaten versucht Klubchef Vicenç Grande erfolglos, seine Real-Mallorca-Anteile loszuwerden. Der Bauunternehmer hat sein Firmenimperium in die Pleite geritten und den Klub gleich mit. Kein Wunder, dass er schnell noch die besten Spieler zu Geld gemacht und so die erfolgreiche Mannschaft der vergangenen Saison auseinanergerissen hat. Wer jetzt der neue starke Mann wird, ist offen. Wird es ein Ölscheich? Ein reicher Brite, der mit Hilfe von Real Mallorca Röhren promoten will? Oder doch Dietrich Mateschitz, der Mann, der dem Klub dank seines Energy-Drinks Flügel verleihen will? Na, wer schon: Der, der am meisten zahlt! Nüchtern betrachtet wäre Red Bull die beste Lösung: Der Getränkegigant aus Österreich ist gleichermaßen finanzstark wie seriös und vermutlich würde sich kein Fan ärgern, sollte der Weg tatsächlich in die Champions-League führen.
Der Preis dafür aber ist hoch. Zu hoch. Denn in Zukunft „Red Bull Mallorca” die Daumen drücken zu müssen oder den Klub als Marketingsinstrument eines englischen Millionärs missbraucht zu sehen, wäre eine Beleidigung für jeden Anhänger des Klubs. So degradiert man Fußball-Fans zu Konsumenten. Real Mallorca ist keine Geldmaschine, sondern hat vielmehr einen zentralen Stellenwert in Mallorcas Gesellschaft. Real Mallorca ist ein Traditionsverein, dessen Anhänger auf eine fast 100-jährige Geschichte zurückblicken können. Real Mallorca ist Identitätsträger einer ganzen Region. Diesen Status setzt der Klub nun aufs Spiel. Schon jetzt drohen die Fans mit Liebesentzug. Die Mannschaft kommt nicht in die Gänge, offensichtlich beeindruckt von der monatelangen Hängepartie und der ungewissen Zukunft.
Die deutschen Fußball-Anhänger können sich glücklich schätzen, dass sie Vergleichbares nicht mitmachen müssen. Zu Recht haben sich die Bundesligisten bisher dagegen gewehrt, zum Objekt von undurchsichtigen Geschäftemachern zu werden. Gut, dass das in Deutschland weiterhin nicht möglich ist. Denn Fußballklubs sind keine Schacherware. Wozu das führt, ist gerade bei Real Mallorca zu beobachten.