Es ist das erste Haus am Platz – und das ist wörtlich zu nehmen. Dreißig Jahre lang gab es in Santanyí kein Hotel mehr, jetzt haben Sabine und Frank Sattler vor rund zehn Tagen gleich links hinter der Kirche ihr kleines Stadthotel eröffnet. Ein wenig hat es den Anschein, das Dörfchen habe nur darauf gewartet – alle paar Minuten schlendern neugierige Passanten in die gemütlich und wie ein stilvolles Wohnzimmer gestaltete Lobby, lassen sich die sieben Zimmer zeigen. Oder vielmehr die, die noch frei sind: Sogar Buchungen für nächsten Sommer habe er schon, erzählt Frank Sattler nicht ohne Stolz.
19 Jahre lang lebt das Paar bereits auf der Insel. Zuerst arbeitete sie als Reiseleiterin, er leitete eine Tennisschule – später führten sie ein Dutzend Jahre das Insel-Anwesen eines Großindustriellen. „Dort hatte ich auch sechs Gästezimmer, leitete das Personal, den Service“, erzählt Sabine Sattler, „im Grunde all das, was ich hier auch mache.“
Sabine aus Köln, Frank aus Dortmund, die sich im Senegal kennengelernt haben, machen schnell Nägel mit Köpfen. Einst wanderten sie spontan nach Mallorca aus, brachen in Deutschland binnen zwei Wochen die Zelte ab – ähnlich zügig kamen sie zum eigenen Hotel. Bei einem Bierchen vor gut vier Monaten entschieden sie: Eigentlich wäre das doch irgendwie ein Traum...
Jetzt ist er Wirklichkeit geworden: In einem vierhundert Jahre alten Stadthaus mit schmuckem Patio und plätschernder Kaskade. Die Innenengestaltung trägt die Handschrift der 53-jährigen Hausherrin – Sabine Sattler hat zum schwarzen Schieferboden erdige warme Naturtöne gewählt, moderne Elemente und Stilmöbel harmonieren, wirken unaufdringlich und doch schick und gemütlich. Jedes Zimmer – alle haben anstatt Nummern die Namen spanischer Städte – hat individuelle Nuancen, wie zum Beispiel die majestätisch wirkenden zweihundert Jahre alten Kopfteile der Betten mit aufwendigen Zinn-Einlegearbeiten. Eines der Zimmer hat auch über eine großzügige Terrasse und gibt den Blick frei auf den romantisch beleuchteten Kirchturm von Santanyí.
„Seit fünf Jahren tut sich hier einiges“, sagt Frank Sattler, „nicht nur, dass hier viele Deutsche leben, auch Engländer ziehen gerade viele her.“ Der Bürgermeister jedenfalls sei hingerissen gewesen von der Idee, im Dörfchen wieder ein Hotel zu haben. „Man glaubt es kaum, aber die Lizenz für das Straßencafé vor der Türe hatten wir binnen drei Tagen“, lacht seine Frau. Auch ein Hotelrestaurant gibt es – Mozzarella-Mango-Salat an Himbeer-Balsamico-Dressing kommt hier ebenso auf den Tisch wie Carpaccio von Edelfischen auf Sojasauce, Wasabicreme und Ingwer oder ein Rib-eye-Steak mit Gemüse der Saison und Bratkartoffeln. Die Preise sind hier ebenso moderat (3'80 - 16'50 Euro) wie für die Zimmer – die bewegen sich zwischen 80 und 100 Euro, inklusive Frühstück (Reservierung: Tel. 971-642 214.)
Und woher rührt der Plural im Unternehmensnamen „Sattler Hotels SL.“? „Da ist uns ein Fehler unterlaufen“, sagt Sabine Sattler lachend und scherzt: „Aber als ich es entdeckt habe, hab ich mir überlegt: Dann machen wir eben noch ein zweites Hotel auf. In New York!“