Was deutlich zugenommen hat, da sind sich alle Helferinnen vom „Club Elsa” einig, sind Probleme mit Miete oder Hypothek. „Ein Ehepaar mit drei Kindern – neun und sechs Jahre, drei Monate – kann die Hypothek nicht mehr zahlen, weil die Frau wegen Krankheit arbeitslos geworden ist”, erzählt Iris Llinas. „Nun sind sie schon drei Monate im Rückstand, aber die 3498 Euro können wir unmöglich zahlen, auch wenn ihnen der Rauswurf droht.” Das Schlimme sei, dass solche Familien damit alle vorherigen Anzahlungen auf einen Schlag los seien, glücklicherweise brächten aber relativ viele Eigner und auch Banken Geduld auf: „Sie werden die Wohnungen in diesen Zeiten ja sowieso nicht los.”
Mittwochs, wenn das Lager vom „Club Elsa” in der Calle Solo 33 geöffnet ist, damit sich Bedürftige mit dem Notwendigsten – Kleidung, Essen – eindecken können, wird ebenfalls spürbar, dass die soziale Not zugenommen hat auf der Insel, sagt Blanca Ungo de Velasco, die dann draußen an der Eingangstür sitzt, um die Sachen auszuteilen: „Früher waren es eher Randgruppen, heute kommen zunehmend Leu- te aus dem Mittelstand, die in Not geraten sind.” Immer mehr von ihnen bitten um Lebensmittel, einige vielleicht, um auf diese Weise, irgendwie, das Geld für die Miete zusammenzusparen. Die Lebensgeschichten sind oft trostlos, wie der Überlebenskampf einer 54-jährigen Mutter von zwei Töchtern, 14 und 25: „Sie hat ihre Arbeit wegen Krankheit verloren, die ältere Tochter hat Leukämie und bekommt eine staatliche Hilfe von 328 Euro. Seit neun Monaten können sie ihre Miete (à 506 Euro) nicht zahlen.” Auf Solidariät sind alle angewiesen, auch der „Club Elsa”, der rund 130 zahlende und 15 aktive Mitglieder hat. Wie jedes Jahr werden sich, eine Woche vor Weihnachten, Iris und Blanca (beide über 20 Jahre beim „Club Elsa”), mit anderen ehrenamtlichen Helferinnen auf den Weg zum „El Corte Inglés” und „Mercadona” machen, um die Kunden dort zu einer Spende aus ihrem Einkauf zu bewegen: „Ein schwerer Gang”, sagt Iris. Aber die Lebensmittel werden für die Weihnachtspakete gebraucht, um die Ärmsten mit dem Nötigsten zu versorgen. Fast 300 Pakete waren es im vergangenen Jahr: Reis, Mehl, Öl, Nudeln, Zucker, Kaffee, „Plätzchen und Turrón”.
Barbara Lüllemann hilft seit drei Jahren mit: „Als Residenten dürfen wir doch nicht die Augen verschließen, was auf der Insel passiert. Es gibt hier nicht wenige unvermögende Menschen, die auch eine gewisse soziale Verantwortung haben.” Irene Kehl hilft mit, weil sie weiß, „dass Not was Schlimmes ist”. Und weil es für sie „Glück ist zu erleben, wie Menschen sich freuen können, wenn sie bei uns etwas finden, was sie sich sonst niemals leisten könnten”. Eine Mutter ein gebrauchtes Spielzeug für ihr Kind, eine alte Frau einen Wintermantel. „Wir können nicht allen helfen und würden gern mehr tun,” sagt Blanca. „Aber man tut etwas, das es wert ist.”