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Mallorcas Prachtstücke

Die öffentliche Hand kauft im großen Stil bedeutende Fincas auf Mallorca, um sie für die Allgemeinheit zugänglich zu machen. Dabei scheint kein Aufwand zu groß, kein Preis zu hoch. Bis die Volks-Fincas aber ihren neuen Zweck erfüllen, können Jahre vergehen

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Als Jil Sander im Winter 2001 drauf und dran war, das jahrhundertealte Landgut „La Raixa” zu kaufen, da machte ihr der spanische Staat einen Strich durch die Rechnung, indem er von seinem Vorkaufsrecht Gebrauch machte und ihr den ehemaligen Kardinalssitz bei Bunyola samt seiner malerischen Gärten vor der Nase wegschnappte.

Auch das Versprechen, die öffentliche Nutzung der Finca zu garantieren, half der deutschen Modedesignerin nichts. Mehr als acht Millionen Euro ließen sich das Umweltministerium in Madrid und der Inselrat den Kauf der traditionsreichen Finca kosten. „Raixa ist unser”, titelten damals die Zeitungen auf der Insel, während Jil Sander zerknirscht den Rückzug antreten musste.

Auch als die Zentralregierung in Madrid gemeinsam mit dem balearischen Umweltministerium vor wenigen Wochen für mehr als elf Millionen Euro die Finca Planícia bei Banyalbufar kaufte, machte sich Genugtuung darüber breit, ein weiteres mallorquinisches Prachtstück vor dem Zugriff ausländischer Investoren bewahrt zu haben.

Seit Jahren bemüht sich der spanische Staat darum, geschichtsträchtige, kulturell bedeutsame und landschaftlich besonders wertvolle Landgüter auf Mallorca zu kaufen und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die Angst vieler Mallorquiner vor dem Ausverkauf der Insel an zahlungskräftige Ausländer spielt dabei zumindest unterschwellig eine wichtige Rolle.

Rund 50 Millionen Euro sind bisher locker gemacht worden – und weitere Investitionen sind geplant. 30 Millionen Euro stehen noch zur Verfügung. Dem balearischen Umweltministerium liegt eine Liste mit Objekten auf Mallorca vor, die zum Verkauf stehen, und die in den Besitz der öffentlichen Hand übergehen könnten. „Wir prüfen genau, welche Fincas die Investition und den Aufwand auch wirklich wert sind”, heißt es aus dem Ministerium in Palma. Besonders küstennahe Grundstücke gelten als bewahrenswert, um die weitere Bebauung der ersten Meereslinie zu verhindern.

Dass es außerdem auch darum gehe, Kaufpläne ausländischer Investoren zu durchkreuzen, bestreitet ein Sprecher des balearischen Umweltministeriums: „Das einzige Ziel ist, die Fincas zu erhalten und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.” Dass das nicht immer reibungslos verläuft, lässt sich in den meisten Fällen beobachten. Die Verteilung der Kompetenzen auf Zentralregierung in Madrid und entweder Balearen-Regierung oder Inselrat in Palma macht die Entscheidungsfindung häufig kompliziert. Der Landsitz „La Raixa” übrigens, der es Jil Sander einst so angetan hatte, ist auch nach mehr als sieben Jahren in öffentlichem Besitz nicht zu besichtigen.

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