Noch Ende der vergangenen Woche beschäftigten sich die lokalen Medien mit der Tatsache, dass der Generalstaatsanwalt in Madrid die Ermittlungen gegen den ehemaligen Ministerpräsidenten Jaume Matas praktisch gestoppt hatte. Am Dienstag dann eine spektakuläre Wende: Die Aussagen eines ehemaligen Matas-Vertrauten, selbst der Korruption beschuldigt, belasten fast die gesamte ehemalige Führungsriege der Partido Popular.
Felipe Ferré, ehemaliger PP-Stadtrat aus Lloseta und in den sogenannten „Fall Scala” verwickelt, hat den Medienberichten zufolge ausgesagt, dass in Zusammenhang mit Auslands-Veranstaltungen des „Konsortiums für wirtschaftliche Entwicklung der Balearen” (CDEIB) Rechnungen künstlich „aufgeblasen” worden seien, um bis zu 40 Prozent. Auf diese Weise habe sich die PP in vier Jahren um mindestens 250.000 Euro bereichert. Ferré nannte auch namentlich die Politiker, die zu dem Betrug angestiftet haben oder zumindest davon gewusst haben sollen. Die illustre Liste reicht von Jaume Matas über die ehemaligen Minister Joan Flaquer (Tourismus) und Juan Cardona (Wirtschaft) bis zum Ex-Delegierten der Zentralregierung, Miquel Ramis. Auch der ehemalige Ibatur-Chef soll Bescheid gewusst haben. Zu den fraglichen Veranstaltungen gehörte unter anderem eine (wenig erfolgreiche) Promotiontour in China, um Brautleute nach Mallorca zu locken.
Flaquer und Ramis verwiesen die Beschuldigungen ins Reich der Fabel und kündigten rechtliche Schritte gegen den ehemaligen Parteifreund Ferré an. Von Jaume Matas, der in den USA lebt, ging bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme ein.