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Urlaub im Krisenjahr: Vor allem bei Familien steht dabei die Budgetsicherheit im Vordergrund. Schon jetzt wird 2009 als „All-inclusive-Jahr” gehandelt – mehr als jede zweite Reise rund ums Mittelmeer wird als Komplett-paket gebucht. MM hörte sich unter Gästen um

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Markus hat Durst. Der 16-Jährige findet es toll, hier so viel "Sprite und Cola" trinken zu können, wie er will. Und sein Vater, Jens Müller (48), ist froh, dass er damit nicht viel zu tun hat: "Das ist der Hauptgrund, warum wir All inclusive gebucht haben: Die Kinder haben freie Hand und die Eltern ihre Ruhe." Für eine Woche hat sich die Bremer Familie im Viereinhalbsterne-Hotel "Palmira Paradise" in Peguera eingequartiert und ist, so Vater Jens, "sehr zufrieden".

Die Müllers liegen damit voll im Trend: All inclusive (Ai) ist in diesem Jahr besonders bei Familien überaus beliebt, TUI geht noch einen Schritt weiter und prognostiziert, dass "2009 als All-inclusive-Jahr in die Geschichtsbücher der Touristikbranche eingehen wird". Neu ist das Phänomen nicht, doch in Krisenzeiten hat das Wort "Budgetsicherheit" geradezu eine Signalwirkung erlangt. Auch Reiseunternehmer alltours, der auf Mallorca inzwischen 34 Prozent seiner Hotels mit Ai-Leistungen anbietet, hat festgestellt, dass vor allem Familien auf die "Überschaubarkeit ihrer Urlaubskosten" großen Wert legen. "Das ist in wirtschaftlich unsicheren Zeiten wichtiger denn je", so alltours-Sprecherin Alexandra Hoffmann.

Bei Iberostar bieten elf von 14 Hotels auf Mallorca Ai-Leistungen - weltweit sind es 80 Prozent. In diesem Jahr seien die Buchungen zwar um zehn Prozent leicht zurückgegangen, da in Zeiten der Krise "weniger Familien gebucht haben", grundsätzlich sei ein Trend zur "Rundumversorgung" aber unverkennbar. "Urlaub ohne Nebenkosten" streben auch immer mehr TUI-Kunden an: "Mehr als jede zweite rund ums Mittelmeer verkaufte Pauschalreise", so Sprecherin Tanja Kraus, "wird 2009 eine All-inclusive-Reise sein." In diesem Sommer bieten rund 20 Prozent der TUI-Hotels auf Mallorca All inclusive an. Um für ihre Kunden "maximale Transparenz" zu bieten, verschafft ein Punktesystem von eins bis vier einen schnellen Überblick über die "inkludierten Leistungen", die über die Mindestanforderungen in den jeweiligen Kategorien hinausgehen: Essen & Trinken, Sport & Fitness, Unterhaltung, Kinderprogramme. Ein Haus etwa, das bei "Essen & Trinken" ein Ai-Restaurant und kostenfreie Drinks an der Bar anbietet, kriegt ein bis zwei Punkte, für mehrere Themen und À-la-carte-Restaurants, mehrere Bars und täglich aufgefüllte Minibar im Zimmer gibt's satte drei oder vier Punkte. Der Anspruch an Umfang und Qualität, so Tanja Kraus, habe in den vergangenen Jahren eben merklich zugenommen, weshalb kostenlose Leistungen wie etwas Massagen oder neue Sportarten ständig erweitert wurden: "Damit die Urlauber immer etwas Neues ausprobieren können."

Im Ai-Hotel "Riu Romantica", rund fünf Kilometer südlich von Portocristo, können die Gäste sogar zwei Segelboote sowie Surfbretter ausleihen und diese Wassersportarten unter Anleitung eines Animateurs erlernen - kostenlos versteht sich. Das breite Sportangebot, so Hoteldirektor Peter Range, sei ein wichtiger Pfeiler des Konzepts des Hauses (gehobene Drei-Sterne-Kategorie), rund 14 Animateure müssen sich rund um die Uhr was einfallen lassen, um die Gäste unterhaltsam zu beschäftigen. Auch für Kinder und Jugendliche sei das Angebot immer facettenreicher geworden, sagt Peter Range. "Body-Painting" etwa sei bei den Teens ab 14 Jahren sehr beliebt. Wie auch "Pimp your style": "Da erfahren Jugendliche, wie sie ihre Klamotten aufpeppen können." Für die Kleineren gibt's, je nach Altersstufe, betreute "Mini"- und "Maxi"-Clubs, ab 20.30 Uhr ist "Family-Disco" angesagt - damit bei den Kids keinesfalls Langeweile aufkommt: "Denn genau dann beginnt für die Eltern der Stress."

Wie auch die "Palmira Paradise"-Direktorin hat er festgestellt, dass sich die Ai-Gäste trotz dieser Rundumversorgung weiterhin für den Rest der Insel interessieren: "Sie fahren nach Portocristo zum Shoppen oder Kaffeetrinken, besuchen die Drachenhöhlen oder fragen nach typischen Fischrestaurants." Auch ein weiteres Klischee treffe, so Yolanda Carrasco, zumindest in ihrem Haus, nicht zu: "Deutsche Gäste buchen nicht Ai, um möglichst viel zu essen und viel zu trinken." Statt Quantität sei Qualität gefragt: "Und das betrifft die gesamte Angebotspalette des Hauses."

Beim Ausgehen ist das nicht anders: Wenn Ai-Gäste kulinarische Abwechslung außerhalb des Hotels suchen, so Peter Range, "dann nicht Hamburger und Sandwiches".

Trotzdem klagen nicht wenige Gastronomen auf Mallorca über weniger Gäste. In Calvià protestierten gerade Restaurantbesitzer, weil ihre Terrassen wegen der Ai-Angebote abends leer blieben. Zwar betonte daraufhin der Direktor des dortigen Hotelverbandes, Sebastià Darder, dass lediglich vier der 97 Hotels All-inclusive-Gäste hätten - doch der aktuelle Trend trifft die krisengeschwächte Inselgastronomie doppelt hart.

Auch Hermann, Besitzer des gleichnamigen "Bayernstüberl", das mitten im Zentrum der großen Hotels in Peguera liegt, hat angesichts von Krise und Ai-Boom einen Gästeschwund von "30 Prozent" zu beklagen: "Zum Glück habe ich aber auch viele Stammgäste unter den Residenten." Und die wissen, was sie bei Hermann für ihr Geld bekommen: Eine Weißwurst mit Brezel gibt's für 4'90 Euro, fürs gleiche Geld serviert er eine Caipirinha. Überschaubare Preise also - und damit nichts anderes, als auch Ai-Gäste wollen.

Das bunte Bändchen, an denen man sie bislang erkannte, hat indes wohl bald ausgedient. In Hotels gehobener Kategorie fühlten sich Gäste damit zunehmend "stigmatisiert", die oft recht persönliche Beziehung zum Personal mache sie auch überflüssig. Statt dessen sind elektronisch lesbare Karten im Kommen. Mit Foto. Denn: Vertrauen ist gut, Kontrolle noch besser.

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