Traurige Bilanz: In nur 48 Stunden kamen auf Mallorca zu Wochenbeginn fünf Menschen bei Badeunfällen ums Leben, ein weiteres sechstes Opfer gab es bereits am Freitag in der Cala Mesquida.
Am Montagnachmittag verstarb ein 78-jähriger Tourist aus Irland an der Playa de Palma. Obwohl über Notruf 061 Rettungsmaßnahmen eingeleitet worden waren, blieben die Wiederbelebungsversuche ohne Erfolg. Ein deutscher Tourist (46), der mit Freunden Urlaub in Peguera machte, starb am Abend desselben Tages an der Playa de Palmira den Ertrinkungstod. Das dritte Opfer kam ebenfalls aus Deutschland: Für den 83-jährigen Touristen kamen alle Rettungsmaßnahmen am Strand von Cala Galiota, nahe Colònia de Sant Jordi, zu spät.
Der zuletzt genannte Strand war nicht bewacht – und das Fehlen von Wachposten, sagt Rolf Lüke, Gründer und Leiter von „Blausand.de”, sei ein Hauptkriterium bei tödlichen Badeunfällen. Vor genau zehn Jahren, am 18. September 1999, rief er die Organisation für „Mehr Badesicherheit in Europa” aus sehr persönlichen Gründen ins Leben: Seine Schwester Corinna war bei dem Versuch, eine Frau vor der Küste Formenteras vor dem Ertrinken zu retten, selbst ums Leben gekommen.
Bis zu dem Zeitpunkt, sagt der gebürtige Osnabrücker, der seit vielen Jahren in Bremen lebt, habe er die Gefahren des Meeres auch selbst völlig unterschätzt. Heute verbinde ihn nach wie vor Liebe zum Meer – aber er wisse auch um die dringende Notwendigkeit, sich über seine möglichen Gefahren im Klaren zu sein: „Wir brauchen Respekt vor dem Meer.”
Da 30 Prozent aller tödlichen Badeunfälle, da ist sich Rolf Lüke
ganz sicher, durch die richtigen – „und machbaren” – Maßnahmen
verhindert werden können, hat er es sich zur Aufgabe gemacht, die
Badesicherheit an den meistfrequentierten Stränden Europas zu
testen und verbessern. Deshalb ist er nun auch erneut nach Mallorca
gekommen. „Risk assessment” heißt sein Anliegen: „Welche
Strandabschnitte sind durch welche Umstände besonders gefährlich
und vor allem: Wie lassen sich diese Risiken minimieren oder
möglichst ganz ausschalten?” Um sich der möglichen Gefahren des
Meeres bewusst zu sein, müsse der Schwimmer vor allem für die drei
bestimmenden Faktoren für Badesicherheit sensibilisiert werden:
- Erstens, die Bedingungen des Wassers (Strömungen, Wellen,
Wind);
- zweitens, das Verhalten des einzelnen Menschen (Leichtsinn,
Risikobereitschaft, Alkohol, Gesundheitszustand);
- und drittens, die Warn- und Rettungsbedingungen vor Ort (Flaggen,
Bewachung, professionelle Hilfe). „Wenn einer dieser Faktoren
schwächelt”, sagt Rolf Lüke, „bekommen die anderen umso mehr
Bedeutung.”
Ein Strandabschnitt sei nur weitestgehend sicher, wenn er von „gut ausgebildeten Rettungskräften regelmäßig bewacht wird”. Zudem müssten Touristen über mögliche „Rip-Strömungen” im Meer Bescheid wissen, „die größte Gefahr im Mittelmeer und der Hauptgrund für Badeunfälle überhaupt”, so Rolf Lüke. Rip-Strömungen entstehen, wenn die ins Meer zurückkehrenden Wellen durch Hindernisse wie Sandbänke oder Felsen gehindert und dadurch schneller und intensiver werden. Solche unerwarteten Wellen können unter Wasser eine solche Kraft entwickeln, dass sie den Schwimmer weit aufs Meer hinausziehen.
Wie man sich davor schützen kann und viele andere wichtige Fragen zur Badesicherheit wird Rolf Lüke am Wochenende auch 50 TUI-Reiseleitern an der Playa de Palma erklären. Denn: Sie seien diejenigen, die den Urlauber aufklären und vor möglichen konkreten Risiken vor Ort warnen können.
Die Badesicherheit auf Mallorca, so Rolf Lüke, sei in den letzten Jahren durch behördliche Maßnahmen deutlich verbessert worden, auch wenn die jüngsten Todesopfer einen anderen Eindruck erwecken. Fakt sei, dass immer mehr ältere Touristen – „oft mit gesundheitlichen Vorschädigungen” – betroffen seien. Andererseits könne die zunehmende „All-inclusive”-Mentalität der Urlauber zu einer verminderten Achtsamkeit führen. Aber: Der Reiseveranstalter sei für Badesicherheit nicht zuständig, der Urlauber müsse sich seiner Selbstverantwortung bewusst sein: „Vom Rundum-Sorglos-Paket ist das Meer nun mal ausgeschlossen.”