Und es gibt sie doch! Vulkanische Steine auf Mallorca. Und zwar in der Cala Tuent, unweit der Serpentinenstraße nach Sa Calobra. Das ist höchst bemerkenswert, denn die Insel ist keineswegs vulkanischen Ursprungs. Wie in dieser Serie wiederholt zu lesen war, entstand das Eiland vor rund 20 Millionen Jahren, als die afrikanische und die europäische Kontinentalplatte aneinanderstießen und sich unter diesem Druck gewaltige Gesteinsmassen zu riesigen Gebirgen auffalteten. Eines dieser Gebirge wuchs vom Meeresboden in die Höhe und ragte schließlich als Insel Mallorca aus dem Wasser hervor; mit der Serra de Tramuntana als „Höhepunkt” des natürlichen Kreißens. Zeitgleich und unter demselben Druck entstanden weitere Gebirge: die Pyrenäen und die Alpen.
Wenn dem aber so ist, wieso lässt sich dennoch vulkanisches Gestein auf Mallorca finden? „Da müssen wir noch sehr viel weiter in die Vergangenheit reisen”, sagt Rosa Mateos, Direktorin des Geologischen Instituts (IGME) in Palma. Vor über 200 Millionen Jahren gab es eine Phase, in der der Meeresspiegel stark sank. Wo sich heute Mallorca befindet, ragte eine Plattform aus dem Wasser, die deutlich weitläufiger war als das heutige Gebiet der Balearen. Vom Klima her war die Region heiß und trocken. „Man muss sich das wie die Gegend am Roten Meer vorstellen”, sagt Mateos. Hinzu kommt, dass in jener Phase sogar Vulkane aktiv waren. Die Spuren ihrer einstigen Tätigkeit sind heute noch in der Cala Tuent zu finden. Wo flüssiges Magma an die Oberfläche gelangte und erkaltete, bildete es basaltartiges Gestein. Gleichzeitig lagerte sich dort Gips ab. Das ist verdichtetes Meersalz, als das Wasser verdampfte. Zeitgleich wurden lehmige Sedimente angeschwemmt, die dort noch heute rot- bis lilafarben leuchten. Diese Ablagerungen von Vulkan- und Sedimentgestein entfallen auf die Keuper genannte Zeit der Erdgeschichte vor 230 bis 200 Millionen Jahren. Gold und Edelsteine brachten die Vulkane damals auf Mallorca nicht hervor. „Sie hinterließen uns lediglich Basalt und Asche.”