Ein versteckt liegendes Landhaus bei Santa Maria, umgeben von Mandelhainen und Kiefernwald. Nichts lässt beim Anblick des Anwesens vermuten, das sich dort eine der ehrgeizigsten Sektkellereien Mallorcas befindet. Hier geht der Winzer Antoni Ramis seinem Tagewerk nach. Man kann den 34-Jährigen mit Fug und Recht als den innovativsten Sektproduzenten der Insel bezeichnen.
Und das in mehrfacher Hinsicht: Zwar war er nicht der Erste auf Mallorca, der sich dem Schaumwein verschrieb. Denn schon vorher hatten einzelne Bodegas die prickelnden Wässerchen abgefüllt. Doch nach den Pionieren war Antoni Ramis der erste Winzer, der sich auf Mallorca an die Herstellung eines rosé-farbenen Sekts heranwagte. Das war vor vier Jahren, und seitdem hat der "Goig", ein Brut der Bodega Ramanyà, Jahresproduktion 10.000 Flaschen, seinen festen Stamm an Liebhabern.
Die Bonbon-Farbe des Schaumweins war indes nicht das einzige Novum. Denn Antoni Ramis war auch der erste Produzent gewesen, der sich zur Herstellung seines Schaumweins an die heimische Rebsorte Manto Negro heranwagte. Und, ebenfalls neu, er setzte ausschließlich auf die Inseltraube. Ein Wagnis allemal, denn die Sektproduzenten in Spanien greifen in der Regel auf eine ausgewogene Mischung mehrerer Rebsorten zurück (siehe Artikel rechts). "Mir aber war es wichtig, zu beweisen, dass man auch mit unserer ureigenen Inseltraube Manto Negro guten Schaumwein machen kann", sagt Ramis im Rückblick.
Mit diesem Ergebnis war seine Experimentierfreude noch lange nicht ausgereizt. Jetzt, wenige Tage vor dem Jahreswechsel, hat der Jungwinzer einen weißen Sekt aufgefahren, der aus einer roten Rebsorte gekeltert wurde. Der "Sò de Ramanyà" besteht zur Hälfte aus Manto Negro, zur anderen Hälfte aus Prensal Blanc, Mallorcas typischer Weißweinsorte. Von dem Brut Nature (um zwölf Euro) wurden 4000 Flaschen abgefüllt.
Anhand der Produktionsmengen wird deutlich, dass die Schaumweinherstellung auf Mallorca keine ausgeprägte Tradition aufweist. Mehr als 40.000 Flaschen Gesamtproduktion sind auf der Insel kaum zusammenzubekommen. Das mag daran liegen, dass der Aufwand zur Sektherstellung deutlich größer ist als beim Wein. Die Winzer benötigen nicht nur geeignete Grundweine, die sie ein zweites Mal in der Flasche gären lassen, es fällt auch deutlich mehr Handarbeit an: Allein bei Toni Ramis will jede der 14.000 Sektflaschen manuell gedreht sein, und das täglich. Auf Mallorca sind es darum nur wenige Bodegas, die sich neben der Weinproduktion auch dem "Vi Escumós" widmen, wie Schaumwein auf der Insel bezeichnet wird. "Die Produktion ist so klein", sagt Toni Ramis, "da kommt keine Konkurrenz auf."
Vorreiter in Sachen Mallorca-Sekt war 1992 die Bodega Jaume Mesquida in Porreres. Dort wurden zuletzt rund 3000 Flaschen abgefüllt. In diesem Jahr hat Direktorin Bàrbara Mesquida jedoch erstmals darauf verzichtet, um sich ganz auf die Umstellung des Weingutes auf ökologischen Anbau zu konzentrieren.
Seit 1995 produziert die Bodega José L. Ferrer in Binissalem Schaumwein. Vom weißen "Brut Veritas" (zehn Euro) wurden 10.000 Flaschen abgefüllt. Seit einem Jahr gibt es auch den "Brut Rosé" (2000 Flaschen, zwölf Euro). Neben Ferrer bietet seit wenigen Jahren auch Mitbewerber Pere Seda in Manacor Schaumwein an.
Dass die deutschen Winzer auf Mallorca Sekt produzieren, ist fast schon Ehrensache. Castell Miquel in Alaró setzt mit "Pearls from Heaven" auf Syrah. Die rote Rebsorte wird allerdings weiß ausgebaut. Can Vidalet bei Pollença hat sich dem Chardonnay verschrieben. Vom "Brut de Cecili Blanc de Blanc" (um 15 Euro) wurden 650 Flaschen abgefüllt.
Auch wenn die Inselproduktion nur klein ist: Soll es in der Silvesternacht Mallorca-Sekt sein, mit dem aufs neue Jahr angestoßen wird, ist Auswahl durchaus vorhanden.