Es ist ein Highlight in der Kulturszene Mallorcas: das Jugendstilmuseum Can Prunera in Sóller. Im August des vergangenen Jahres wurde das Haus nach zweijähriger Restaurierung eröffnet. Die Kosten von 750.000 Euro trugen die balearische Landesregierung und die Europäische Union.
Es war eine minutiöse Arbeit, vor allem in den Innenräumen. Die Fassade aus hellgrauem Kalkstein hat geschwungene Linien; Akzente setzen mehrere schmiedeeiserne Balkongitter und das Wappen des ursprünglichen Besitzers.
Das war Joan Magraner Oliver – in Sóller Joan Prunera genannt –, der im Elsass eine Firma für Im- und Export von Früchten unterhielt. Wohlhabend geworden, gab er den Auftrag zum Bau von Can Prunera im Carrer Sa Lluna. Er war wie viele andere Sollerics ausgewandert, hatte Erfolg gehabt und investierte nun wieder in seiner Geburtsstadt.
Das Haus wurde zwischen 1909 und 1911 im reinsten Jugendstil erbaut, der Mode folgend. Wer der Architekt war, ist heute nicht mehr feststellbar. Anhand der Bauelemente kann man aber davon ausgehen, dass es ein Schüler des berühmten Antoni Gaudí gewesen sein muss. Über mehrere Generationen wurde Can Prunera vom Vater an den Sohn vererbt.
Im Jahr 2000 stellte man das Gebäude unter Denkmalschutz, sechs Jahre später kaufte es die Fundación Tren de L'Art, deren Präsident der Verleger und Kunstsammler Pere A. Serra ist. Er bestückte Can Prunera mit Arbeiten aus seiner Sammlung; er machte sich für die Restaurierung stark.
Kernstück und Highlight der Innenräume sind eine große geschwungene Treppe und bemalte Deckenstrukturen, die meisten im Jugendstil. Sie waren besonders beschädigt, so dass in einigen Fällen total nachgebaut wurde.
Auch die Wandfarben wurden nach alten Plänen erneuert, ebenso die geschnitzten Ornamente an Türen und Fenstern, sowohl im Holz als auch im Glas. Im ersten Stock sind mehrere Räume mit den restaurierten Originalmöbeln ausgestattet: Betten, Sofas, Kommoden, Lampen, Tische.
So wurde Can Prunera zu einem Schmuckstück des Jugendstils, weitaus mehr als die Bauten in Palma aus der gleichen Zeit, von denen heute nur die Fassade zu sehen ist.
Doch Can Prunera macht auch seinem Namen als Museum Ehre. Im Erdgeschoss gleich am Eingang links ist ein Bild von Anselm Kiefer zu sehen; es repräsentiert, wie etwa Werke von Egon Schiele, René Magritte, Diego Rivera, Emil Nolde, Edward Munch, Raoul Dufy, Fernand Léger den Anspruch auf internationales Ambiente.
Es fehlen nicht die Landschaftsmaler, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts über viele Jahre hinweg mit Mallorca beschäftigt haben, wie Santiago Rusinyol – von ihm ist zu sehen „Monasterio de Poblet“ in Katalonien – oder Joaquim Mir. Er malte imPmer wieder die Landschaft rund um Sa Calobra oder den Torrent de Pareis.
Im ersten Stock ist eine Ausstellung mit Jugendstil-Puppen aus der Sammlung León Lopez aus Sóller zu sehen, sowie Bilder zeitgenössischer Maler wie Horacio Sapere. Ein interessanter Kontrast zu den Jugendstilelementen. Das setzt sich im zweiten Stock fort mit Bildern von Santiago Rusinyol, Joan Sureda oder Meifrén.
Das Kernstück der Ausstellung ist im 3. Stock: „Vom Jugendstil bis zum 21. Jahrhun- dert. 101 Zeitgenössische Künstler.“ Hier sind – vor allem mit Papierarbeiten – die großen Namen vertreten: Picasso, Miró, Munch, Nolde, Juan Gris, Utrillo, Schiele, Magritte, Léger, Penck, Dubuffet, Vostell, Rebecca Horn, Ritch Miller, María Carbonero, Pep Sirvent, Maraver, Matta, Oppenheim und viele andere. Der Raum mit dem schönen Deckengebälk wird durch eine große Keramik von Santiago Calatrava dominiert.
Can Prunera soll ein lebendiges Museum sein, ständigen Veränderungen unterworfen. Es wächst und wächst. Immer wieder gibt es Schenkungen von Kunstwerken, Künstler selbst überlassen Can Prunera ihre Arbeiten. Wie José Aranda, der das Bild „Nirvana“ übergab, Francesca Martí mit einer Auswahl ihrer „Fliegenbilder“, oder Josep María Sirvent mit seiner Skulptur „Par“. Hinzu kommen Werke von Antoni Maicas, Naco Fabré, Andreu Llodrà oder Alvaro Almaguer.
Im Untergeschoss ist ein Raum für Wechselausstellungen. Dort sind zurzeit Arbeiten von Christian Karis zu sehen. Geboren auf Mallorca als Sohn eines griechisch-amerikanischen Vaters und einer katalanischen Mutter wuchs er in Miami auf, lebte auf Ibiza, in Port de Pollença und heute in Palma. Als Künstler ist er Autodidakt. Die gezeigten Bilder haben alle unmittelbar mit Sóller und Can Prunera zu tun.
Am 18. Januar wird das Museum vom Institut Mallorquí d'Assumptes
Socials für seine behindertengerechten Einrichtungen ausgezeichnet.
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Can Prunera, Sóller, Carrer de la Lluna 90. Geöffnet von Dienstag
bis Sonntag von 10.30 bis 18.30 Uhr. Die Bilder von Christian Karis
sind bis zum 14. Februar zu sehen