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Endstation Sehnsucht

MM befragte Insel-Residenten nach ihrem Verständnis von Heimat

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Heimat: Das Wort ist so weit und tief wie das Meer rund um Mallorca. Und mit unzähligen Emotionen behaftet. Wirklich übersetzbar in andere Sprachen ist der deutsche Begriff nicht, der ursprünglich auf die „Beziehung zwischen Mensch und Raum” verweist. Vom Deutschen Wörterbuch der Brüder Grimm anno 1877, in dem „Heimat” schlicht als „das Land oder der Landstrich” beschrieben wird, in dem man „geboren ist oder bleibenden Aufenthalt hat”, bis heute hat das Wort unzählige neue Konnotationen erhalten, und eines steht für die meisten fest: Heimat ist kein Ort – sondern ein Gefühl.

Dieser Ansicht sind fast ausnahmslos auch alle Mallorca-Residenten, die MM zu diesem emotionsbeladenen Thema befragt hat: „Zu Hause” fühlen sich denn auch mehr oder minder alle auf „ihrer” Insel – doch zum Gefühl von Heimat, dazu gehört für die meisten deutlich mehr. Mit Bildern, Düften und Geräuschen aus der Kindheit hat Heimat zu tun, mit tiefen Gefühlen der Vertrautheit, der Zugehörigkeit und der Geborgenheit: „Diese Wurzeln bleiben immer”, so eine aus der Schweiz stammende Insel-Residentin.

Auch mit Verherrlichung, fast mit Kitsch hat zumindest die Sehnsucht nach Heimat zu tun. Und: „Das eigentliche Heimatgefühl ist das Heimweh“, sagt der Schriftsteller Bernhard Schlink. Was womöglich auch die Sehnsucht nach einer noch überschaubaren Welt beinhaltet, wie sie in der Zeit der Kindheit zumeist noch besteht. „Laufe ich durch die nahe gelegenen Felder und Wälder des Ortes, an dem ich meine ersten Lebensjahre verbracht habe, wird mir warm ums Herz”, sagt ein Mallorca-Resident. Oder, um es wieder etwas literarischer auszudrücken, wie Schriftsteller Christoph Meckel, der Heimat die wärmende „Fetteinreibung gegen den Weltfrost” nennt.

Trotzdem: Mit klar umrissenen nationalen Grenzen, einem gemeinsamen Sprachraum, regional definierten Sitten und Gebräuchen hat das Gefühl von äußerer und vor allem innerer Zugehörigkeit immer weniger zu tun. Was im Pass steht, wird immer unwichtiger, und welche Sprache gerade „dran” ist, wie ein 16-jähriger Mallorca-Resident MM erzählt, hängt zumindest in der jungen Generation oft vorrangig vom Thema ab: „Denke ich an die Schule, ist es in Spanisch, an meine Familie eher in Deutsch.”

Aber selbst dieser Junge fühlt sich Deutschland, wo er nur die ersten drei Jahre seines Lebens verbracht hat, weiterhin verbunden: „Weil ich dort immer Familie habe und hatte.” Die kindlich geprägte Heimat lässt sich nun mal weder ausradieren noch ersetzen – und erscheint in unserer heutigen globalisierten Welt, in der die Metropolen Europas optisch allmählich austauschbar erscheinen, als unverwechselbarer Zufluchtsort, sei es real, oder nur in der Erinnerung.

Ankommen: Noch so ein Wort, das bei der MM-Umfrage zum Thema Heimat öfter fiel. In Zeiten des Wandels, der ständigen Mobilität und des technologischen Fortschritts verspürt der moderne Mensch eine Sehnsucht danach, nicht weiter suchen zu müssen, sondern zu wissen: Hier bin ich richtig. Und wenn sie es vielleicht auch eher „Zuhause” nennen würden, haben viele Residenten dieses Gefühl zu Mallorca: Endlich angekommen.

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