Der Triathlon macht Helden. Wer sich fast vier Kilometer durchs Wasser quält, sich dann 180 Kilometer auf dem Rad abstrampelt und dann noch einen Marathon läuft, der hat wahrlich Heldenhaftes geleistet. Dementsprechend groß ist Jahr für Jahr der Rummel um den bekanntesten Triathlon der Welt – den „Ironman” auf Hawaii.
Auch unter deutschen Triathleten bekommt vor allem Anerkennung, wer hier erfolgreich ist. Das scheint sich nun zu ändern. Denn mit dem Sieg von Jan Frodeno 2008 in Peking gelang zum ersten Mal einem deutschen Triathleten ein Triumph bei Olympia. „Vorher war in Deutschland alles auf den ,Ironman' fixiert”, sagt Bundestrainer Roland Knoll, der derzeit mit dem Nationalteam in Colònia de Sant Jordi trainiert. „Seit dem Olympiasieg ist die Aufmerksamkeit auch für uns merklich gestiegen.” Zumal schon im Jahr zuvor mit Daniel Unger ebenfalls ein Deutscher die Weltmeisterschaft gewonnen hatte.
Der olympische Triathlon, seit 2000 im Programm der Spiele, ist weit weniger spektakulär als der „Ironman”. Denn wahre „Eisenmänner” dürften über die hier zurückzulegenden Distanzen nur müde lächeln. Die olympischen Entfernungen liegen bei 1'5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und zehn Kilometer Laufen. Während die Besten für die Hawaii-Distanz fast acht Stunden brauchen, war Olympiasieger Frodeno schon nach knapp zwei Stunden im Ziel.
Dennoch steigt nun die Anerkennung auch für die „Kurzstreckler”, wie Bundestrainer Knoll seine Athleten nennt. Aktueller Beleg dafür: Jan Frodeno war kurzfristig zur Verleihung des Laureus-Awards („Sport-Oscar”) nach Abu Dhabi eingeladen worden. Er wird deshalb erst später ins Trainingslager auf Mallorca nachreisen. Auch das Medieninteresse ist zuletzt merklich gestiegen, wurde doch die im vergangenen Jahr erstmals in Form einer Championship-Rennserie ausgetragene Weltmeisterschaft zumindest auszugsweise im Fernsehen übertragen. „Natürlich werden Mannschaftssportarten immer mehr Aufmerksamkeit haben als wir”, sagt Knoll. „Wir hoffen aber schon auf ein größeres Stück vom Kuchen.”
Letztendlich geht es nämlich auch hier ums liebe Geld. Wie alle olympischen Sportarten wird auch der Leistungssport im Dachverband, der Deutschen Triathlon-Union, durch öffentliche Gelder vom Bundes-Innenministerium finanziert. Wie viel Subventionen bei welchem Verband landen, hängt von den Erfolgen ab. Eine Goldmedaille bei Olympia ist dabei das beste Argument.
Folglich soll Frodenos Triumph auch kein Einzelfall bleiben. „Eine Medaille wird auch 2012 in London das Ziel sein”, sagt Knoll. Dass es wieder Gold wird, ist allerdings unwahrscheinlich. „Eine Wiederholung ist immer schwieriger, als etwas zum ersten Mal zu schaffen.”