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Lasst sie feiern

Mallorca und seine Party-People

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Wenn „Wetten, dass ..?” in Palma spielt, wird Party ausgerufen. Das war im letzten Jahr so, und das ist am kommenden Sonntag so. Mallorca wird bei vielen Deutschen, offenbar auch bei Thomas Gottschalk, automatisch mit Feiern assoziiert. Zu verdanken hat die Insel dieses Image den Tränken an der Playa de Palma, allen voran dem berühmt-berüchtigten „Ballermann”.

Man kann sich stundenlang darüber streiten, ob das feucht-fröhliche Treiben gut oder schlecht ist für Mallorca. Schlecht, weil es – siehe oben – einer ganzen Urlaubsdestination den Stempel aufgedrückt und andere Entwicklungen erschwert hat. (Ganz abgesehen davon, dass man sich auch ein paar Gedanken über das Bild der Deutschen im Ausland machen darf). Gut, weil so ein zechender Kegelbruder ähnlich viel Geld liegen lässt wie ein vornehmer Golfer.

Diese Debatte wurde vor wenigen Jahren noch sehr erbittert geführt – auch in der MM-Redaktion übrigens. Inzwischen ist der Dampf raus. Kaum jemand stellt sich noch hin und fordert ein Ende der Fiesta. Man darf sogar davon ausgehen, dass auch eine runderneuerte Playa „Reservate” für Party-People bereithalten wird. Die Ballermann-Bude wird allerdings fallen. Sei's drum. Die Karawane ist eh' weitergezogen.

Wurde da früher viel Lärm um nichts gemacht? Nein. Die Szene hat sich nur gewandelt. Was sich in den 90er Jahren, angeheizt durch schmuddelige TV-Produktionen, an der Playa de Palma abgespielt hat, war ekelerregend. Ich erinnere mich noch an eine Schlange von Ambulanzen vor dem Balneario 6 – die Sanis warteten schlicht auf die nächste Alkoholleiche. Sie mussten nie lange warten. Dass diese Auswüchse eingedämmt wurden, war völlig richtig.

Neben der Szene hat sich aber auch das wirtschaftliche Umfeld gewandelt. Dass nun jeder brav versichert, dass weitergefeiert werden darf, hat auch etwas mit der Krise zu tun. Mallorca kann es sich gar nicht mehr leisten, diese Klientel zu verlieren.

Deshalb: Lasst sie feiern. Und wer mehr Ordnung in Arenal & Co. wünscht, soll erst einmal die Hütchenspieler, ambulanten Händler und Prostituierten vertreiben.

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