Jährlich landen und starten über 22 Millionen Passagiere auf Palmas Flughafen Son Sant Joan. Der Airport schläft nie, in den Sommermonaten heben die Maschinen eng getaktet ab, bis zu drei Flieger pro Minute können es sein. Im Steigflug gewinnen sie über dem Meer rasch an Höhe und entschwinden im fernen Blau.
Das ist für Mallorca ein so häufiges Schauspiel, dass es zu einer Selbstverständlichkeit geworden ist, so wie Sonne, Strand und Meer. Die Insel erscheint wie ein riesiger Flugzeugträger im westlichen Mittelmeer, das Aviationszentrum in Südeuropa schlechthin.
Doch das war nicht immer so. Die Anfänge der Luftfahrt auf Mallorca überraschen einerseits ob ihrer Simplizität und Schlichtheit. Es waren nicht mehr als ein paar motorisierte Lufthopser. Andererseits geben die zeitgenössischen Berichte von damals einen Eindruck davon, wie sehr die Faszination Fliegen die Menschenmassen einst in ihren Bann schlug.
Die ersten Flugschauen auf Mallorca, vor knapp einem Jahrhundert, ließen Tausende und Abertausende von Menschen zusammenströmen. Nahezu die gesamte Inselbevölkerung reckte das Haupt und starrte gespannt in den sonnendurchfluteten Himmel, der später zum touristischen Markenzeichen des Eilands werden sollte.
An diesem Montag, 28. Juni, jährt sich exakt zum 100. Mal, dass ein motorbetriebener und steuerbarer Flugapparat erstmals auf Mallorca einen Menschen in die Luft beförderte und ihn der Inselscholle entrückte. Die Pioniertat geht zurück auf den französischen Piloten Julien Mamet (1877-1932), der auf einer Pferderennbahn bei Marratxí startete und zwölf Minuten lang über den Feldern bei Pont d'Inca seine Runden drehte.
Sechs Jahre später folgte Salvador Hedilla. Der Spanier war der Erste, der 1916 vom spanischen Festland nach Mallorca flog. Dann folgten die ersten Postflieger in ihren windigen Maschinen. Ritter der Lüfte, allesamt.
Dass die Heldentaten aus den Pioniertagen der Fliegerei dem kollektiven Vergessen entrissen worden sind, ist in erster Linie Miquel Buades i Socias zu verdanken. In unermüdlicher Kleinarbeit hat der Präsident der Stiftung Mallorquinische Luftfahrt („Fundació Aeronàutica Mallorquina”) die Geschichte der insulären Luftfahrt erforscht.
Noch in diesem Jahr soll sein Buch erscheinen, mit bislang unveröffentlichten Fotos, etwa einer Flugschau aus Sa Pobla von 1916, jede Aufnahme für sich eine Sensation.
Es ist vor allem auf die Hartnäckigkeit des pensionierten Lehrers und Hobbyfliegers zurückzuführen, dass das historische Jubiläum nicht verschlafen wird. Unermüdlich rührte Miquel Buades die Werbetrommel für den Stichtag, sprach Ministerien und Rathäuser, Behörden und Unternehmen, Vereine und die Luftwaffe an, um ihre Mitwirkung zu gewinnen.
Mit Erfolg. So kommt es, dass an dem Wochenende vor dem Jubiläum eine Reihe von Gedenkveranstaltungen vorgesehen sind, bei denen Zuschauer willkommen sind. Flugzeug-Enthusiasten können ihren Lieblingen am Sonntag, 27. Juni nahekommen, bei einem Tag der offenen Tür auf dem Flughafen Son Bonet bei Marratxí.
Die mehr als 30 zivilen Maschinen, die dort vormittags am Boden geparkt sind, werden am Abend über das Gelände des Einkaufszentrums Festival-Park schwirren: Bei einer zwei Stunden andauernden Flugschau mit zum Teil historischen Maschinen von Flugvereinen sowie weiteren fliegenden Einheiten von Polizeien, Seenot-Rettungsdienst, Waldbrandbekämpfung, Passagierflugzeugen und Kampfbombern. Zum Abschluss der Flugschau, wenn die Flieger der spanischen Luftwaffe den Himmel kreuzen, soll am Boden feierlich eine Gedenkplakette enthüllt werden: Für alle Opfer der zivilen und militärischen Luftfahrt.