Mallorca Magazin: Ihr Auftritt auf Mallorca scheint für
Sie etwas Besonderes sein, wenn Sie dafür sogar Ihren Urlaub
unterbrechen. Was bedeutet das Konzert für Sie? Sie werden hier ja
auch mit Ihrer eigenen Band spielen...
Elton John: David (Elton Johns Ehemann, Anmerkung der
Red.) und ich verbringen jedes Jahr den August in unserem Haus
in Nizza. Das Konzert am 4. September in Palma ist also ein
wunderbarer Abschluss unserer Ferien. Es ist wirklich etwas ganz
Besonderes, denn es ist auch der Beginn meiner Europa-Tournee, die
bis Dezember gehen wird. Die Bandmitglieder leben eigentlich in den
Vereinigten Staaten, werden also eigens für das Konzert nach
Mallorca reisen. Im Juli waren wir in den USA und auch in Kanada
auf Tour. Die letzten Wochen konnten sie sich ein wenig erholen und
haben Kraft getankt – auf Mallorca werden sie also wieder mit ganz
neuem Schwung auf der Bühne stehen.
MM: Wenn Sie schon einmal auf der Insel sind - haben Sie
daran gedacht, ein paar Tage dranzuhängen?
John: Leider werde ich anschließend nicht bleiben können.
Aber schließlich habe ich den ganzen August mit Müßiggang
zugebracht. Jetzt heißt es wieder an die Arbeit zu gehen.
MM: Es ist ja Ihr erstes Konzert auf den Balearen. Kennen
Sie Mallorca eigentlich?
John: Nein, ich war noch nie auf den Balearen und freue mich
darum besonders, dorthin zu kommen. Auf Inseln aufzutreten ist
immer etwas Außergewöhnliches, sie haben ein ganz eigenes Klima und
auch meist eine sehr starke Identität. 2010 ist für mich ein Jahr
der Inseln. Ich habe meine Tournee mit zwei Konzerten auf Hawaii
begonnen, war auf den Faröer-Inseln, nach Mallorca fliege ich nach
Malta und Sizilien.
MM: Ihr Konzert mit Bocelli ist ein Highlight für die
Insel. Auch aufgrund der verschiedenen Stilrichtungen. Wie lassen
sich Oper und Klassik mit Pop und Rock kombinieren?
John: Auch wenn wir verschiedene Disziplinen bedienen - die
Verbindung zwischen Andrea Bocelli und mir ist die Tatsache, dass
wir beide ernsthafte Musiker sind, die vor allem eines wollen: das
Publikum unterhalten. Ich verbringe viel Zeit mit den
unterschiedlichsten Musikern verschiedener Genres, und was uns alle
eint, ist immer das Beste zu geben. Pop und Oper sind mittlerweile
seit vielen Jahren erfolgreich miteinander verknüpft. Nicht zuletzt
hat auch die internationale Karriere von Bocelli mit dem Duett mit
Sarah Brightman "Time to say goodbye" begonnen. In Palma werden wir
beide nacheinander auftreten und ich hoffe von ganzem Herzen, dass
Bocellis Fans meine Musik mögen und meine Fans seine wunderbare
Stimme genießen.
MM: Was werden Sie beim Konzert im Palma singen? Ihre
großen Erfolge?
John: Das Konzert heißt "Rocket Man - The Greatest Hits" -
und die sollen auch zu hören sein. Das Publikum darf sich auf Songs
wie "Rocket Man", "Daniel" oder "Your Song" freuen, natürlich noch
auf eine ganze Reihe anderer bekannter Lieder, die die meisten im
Publikum wohl mitsingen können. Für mich ist es immer etwas
Besonderes, diese Songs zu singen, und wir sind gerne an Orten, wo
wir noch gar nie aufgetreten sind. Die Aufregung, die dann in der
Luft liegt, weil die Menschen lange auf diesen Moment gewartet
haben, beflügelt die ganze Show.
MM: In den 70er Jahren hatten Sie Ihren ersten Hit mit
Bernie Taupin und "Your Song". Seither sind Sie mit vielen Größen
des Showbusiness´ aufgetreten. Welches Vermächtnis haben Ihnen
diese Menschen mit auf den Weg gegeben?
John: Ich fühle mich gesegnet, große Musiker gekannt und mit
ihnen gearbeitet zu haben. Einige von ihnen sind mir große
Vorbilder und werden es immer bleiben. 1970, als Bernie und ich zum
ersten Mal in den Vereinigten Staaten im Troubadour Club auftraten,
war Leon Russell mein großes Idol. Und dann geschah das
Unglaubliche: Russell kam zum Troubadour und wir haben uns nach dem
Konzert kennengelernt. Danach war ich mit ihm auf Tour und er ist
mir bis heute einer der liebsten Künstler. Jetzt schließt sich der
Kreis wieder: Anfang des Jahres war ich wieder mit ihm in Kontakt
und habe ihm vorgeschlagen, mit mir ein Album zu machen. Er war
gleich begeistert, und so haben wir dann gemeinsam "The Union"
aufgenommen. Das Album kommt übrigens im Oktober in den Handel
durch die T Bone Bournett Production. Musiker wie Leon Russell sind
Teil meiner musikalischen Werte. Sie haben mir nicht nur viele
Stunden Hörgenuss beschert, sondern auch Lebensfreude, die
Begeisterung, Songs zu komponieren, und immer weiter dafür zu
kämpfen, es noch besser machen zu können.
MM: Welches musikalische Jahrzehnt ist Ihnen denn das
liebste? Viele Leute tippen da wohl auf die 80er Jahre. Welche
Musik hören Sie?
John: Meine Karriere begann in den 1960ern, als ich in einem
Pub Klavier spielte. Dann tat ich mich mit einer Band zusammen und
wir tourten durch das ganze Land. Mein erstes Album "Empty Sky"
erschien 1969 - meine Musik wird also schon seit gut 50 Jahren
gehört. Wenn ich mich für eine Epoche entscheiden müsste, wären es
wohl die 60er Jahre bis Mitte der 70er Jahre. Es war die Zeit eines
großen musikalischen Ausbruchs, den es in dieser Form seither nie
mehr gegeben hat. Dennoch - meine Geschmackspalette ist groß und
immer finde ich wieder irgendetwas Neues, das mir gefällt. Ich
kaufe jede Woche die Neuerscheinungen und höre ständig Musik, ganz
gleich wo ich gerade bin.
MM: Sie sind ein großer Fußball-Fan. Hat es Ihnen
gefallen, Spanien als Weltmeister zu sehen oder hat Sie das
schlechte Spiel der englischen Mannschaft demotiviert?
John: Natürlich war Spanien während der Weltmeisterschaft
klasse; es ist ein großartiges Team mit viel Stil, Begeisterung,
herausragenden Qualitäten. Spanien hat den Titel also wirklich
verdient. Über die englische Leistung sprechen wir besser
nicht.
MM: Eines noch zum Schluß. Glauben Sie, dass jemand in
Ihre Fußstapfen treten kann?
John: Aber selbstverständlich. Es gibt auf der ganzen Welt
junge Musiker, die von den Großen beeinflusst werden - wie es auch
bei mir war. Sie möchten, genauso wie ich damals, jede Stunde mit
ihrem Instrument verbringen und ihren Stil verbessern. Wobei es in
der heutigen Zeit nicht leicht für junge Musiker ist - die großen
Plattenfirmen investieren ungern und fördern nur sehr zögerlich,
sondern suchen mehr die Garantie eines sicheren Gewinnes. Doch
echte Talente lassen sich davon nicht bremsen. Sie werden auch so
ihre Nische finden.
Die Fragen stellten Ana Largo und Francesca Marí