Gut acht Monate vor den Regional- und Kommunalwahlen am 29. Mai 2011 ist in Palma der Startschuss für den Wahlkampf gefallen. Im Vordergrund stand dabei ein Meeting der Partido Popular (PP) im Park Sa Faixina. Vor rund 3000 Anhängern machte Parteichef Mariano Rajoy klar, wer in der Balearen-PP das Sagen hat: José Ramón Bauzá. Am Tag zuvor war der Regionalvorsitzende von der Parteiführung in Madrid zum Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten gekürt worden.
Damit ist der Machtkampf, der sich zuletzt innerhalb der Balearen-PP abgezeichnet hatte, entschieden. Wie berichtet, hatte der frühere Umweltminister Jaume Font kritisiert, dass Bauzá keine Politiker auf die Wahllisten setzen will, gegen die ein Ermittlungsverfahren wegen Korruption läuft. Font, der ebenfalls zu den Beschuldigten zählt, blieb dem Meeting in Palma demonstrativ fern und scharte am Tag darauf in seinem Heimatdorf Sa Pobla 1000 PP-Leute um sich, ohne Bauzá einzuladen.
Aber auch dieses Scharmützel hat nur noch anekdotischen Charakter. Am Mittwoch gab Font bekannt, dass er sein Amt als Sprecher der PP-Fraktion im Inselrat aufgebe. Zu eindeutig waren inzwischen die Sympathiebekundungen der balearischen Konservativen für die „saubere Linie” Bauzás. Auch Mariano Rajoy ließ keinen Zweifel zu: „Bauzá ist die Zukunft.” „Die Einsamkeit des Jaume Font” betitelte „Ultima Hora” daraufhin einen Kommentar.
Die balearischen Sozialisten konnten am Wochenende mit der PSOE-Organisationschefin Leire Pajín aufwarten. Sie und Balearen-Vorsitzender Francesc Antich kritisierten Rajoy wegen seiner Doppelzüngigkeit: Während er auf den Balearen den Kurs Bauzás gutheiße, unterstütze er in Valencia die Kandidatur des Korruptionsverdächtigen Francisco Camps. Und zum wiederholten Male rief Antich seinen Kontrahenten Bauzá auf, endlich einen Sitz im Balearen-Parlament einzunehmen, um sich mit ihm im direkten Duell messen zu können. Bauzá, der sich mit Erfolgen als Bürgermeister von Marratxí empfohlen hatte, ist kein Abgeordneter.
Nach jüngsten Umfragen hat die PP bei den Wahlen im Mai die Chance, eine knappe absolute Mehrheit zu erzielen. Sie hat damit offenbar erfolgreich die „Ära” Matas hinter sich gelassen. Jaume Matas, der Korruption verdächtig, war bei den Wahlen im Jahre 2007 von einem Bündnis aus PSOE, Block (Linksnationalisten und Grüne) sowie Unió Mallorquina abgelöst worden. Die UM wurde nach mehreren Korruptionsskandalen aus der Regierung gefeuert; seither regiert Antich in Minderheit. (jog)