Als sich das deutsche Fußball-Nationalteam bei der Weltmeisterschaft als Multikulti-Truppe präsentierte, staunte man in Spanien nicht schlecht. Leicht befremdet nahm man zur Kenntnis, dass der eine oder andere Name so gar nicht Deutsch klang. Ganz anders die spanische Mannschaft. Hier sucht man Kicker mit Migrationshintergrund bisher noch vergeblich. Dabei hat Spanien (und insbesondere Mallorca) schon heute einen höheren Ausländeranteil als Deutschland. Aber nicht nur die „Selección” spiegelt die multikulturelle Realität der spanischen Gesellschaft längst nicht wider. Gleiches gilt für Politik, Wirtschaft und Kultur. Lediglich das spanische Militär hat bislang ein auch für Immigranten durchlässiges System geschaffen: Mehrere Tausend Soldaten aus südamerikanischen Ländern verrichten mittlerweile für Spanien den Dienst an der Waffe – als Gegenleistung werden die jungen Leute unbürokratisch eingebürgert. Bei der Integration der Ausländer ins Bildungssystem und in den Arbeitsmarkt ist dagegen noch viel zu tun. Wenn es dem spanischen Staat nicht gelingt, den Immigranten, die in den Boomjahren als gefragte Arbeitskräfte ins Land gelockt wurden, eine langfristige Perspektive zu bieten, werden sich die Konflikte über kurz oder lang verschärfen.
Aber nicht nur der spanische Staat verfährt in Sachen Integration halbherzig. Auch die Immigranten ziehen es vor, unter sich zu bleiben. Integration aber ist mehr, als nur das konfliktfreie Nebeneinanderherleben. Besonders die Deutschen sind da in der Pflicht, stellen sie doch die größte Ausländergruppe auf der Insel. Dass ausgerechnet sie sich vergleichsweise wenig am gesellschaftlichen Leben beteiligen, ist kein gutes Zeichen. Als Bundespräsident Christian Wulff am Dienstag vor dem Parlament in Ankara die Türken in Deutschland aufforderte, die Landessprache zu lernen, sich an die geltenden Regeln und Gesetze zu halten, die einheimische Lebensart zu akzeptieren und sich stärker zum Wohle der Gemeinschaft einzubringen, da hätte er sich mit ebendiesen Worten auch an seine Landsleute auf Mallorca wenden können.