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Bar "Es Club" in Consell: Kickern in der Kirchenbar

Sie sind wie Sammelbecken für Klatsch und Tratsch und das Wohnzimmer der Gemeinde: die Dorfkneipen. Hier trifft man sich, hier kennt man sich. Das Mallorca Magazin hat bei einem Café con leche mal genauer hingeschaut – in der Bar „Es Club“ in Consell

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Es hat sein nasses großes Maul auf den Tresen gelegt und die Zähne gefletscht, bis wir ihm auch etwas zu trinken gebracht haben“, sagt Gabriel Bennasar Llabres und verschluckt sich dabei fast vor Lachen. „Das hat das Kamel getrunken“, japst der Wirt und hievt krachend eine Flasche Palo und eine Sifonflasche mit Sodawasser auf die Marmorplatte, „einen ganzen Eimer voll. Bei der Mischung könnt ihr euch denken, wie das Tier geschlabbert hat!“ Die Männer um ihn herum am Tresen wiehern. Bei solchen Anekdötchen am frühen Morgen schmeckt der Milchkaffee in der Bar „Es Club“ doch gleich nochmal so gut. Die Geschichte vom Kamel, das hier vor rund 40 Jahren eine Stippvisite einlegte, ist ein Klassiker. Damals hatte ein pensionierter Journalist die Idee zu dem Fotobildband „Mallorca-Rundreise auf dem Kamel“.

„Dazu mietete sich der Journalist einen Winter lang das Kamel, mit dem sich damals im Sommer Touristen in Arenal ablichten lassen konnten“, berichtet der weißhaarige Pep zwischen zwei Schlucken cazalla und fügt schelmisch hinzu, „das Tier ist danach übrigens gleich drauf an einer Lungenentzündung krepiert. Aber wer weiß, der Palo hat ihm sicher auch noch den Rest gegeben.“

Damals war Wirt Gabriel noch ein pubertierender Junge, das Gläserspülen und Kistenschleppen in der Bar seine erste Stelle. „Diese Bar hier, das ist mein Leben“, sagt Gabriel nachdenklich. Kein Wunder also, dass sein Konterfei in zarten Bleistiftstrichen im hinteren Teil des Raumes aus einem Bilderrahmen blickt. „Nur ein Geschenk von einem Maler, der regelmäßig bei mir seinen Hierbas trinkt“, wehrt Gabriel ab. 35 Jahre lang war der 52-Jährige hier der Handlanger; nachdem der alte Pächter vor vier Jahren in Rente ging, haben er und seine Frau Catalina die Bar übernommen. Und als Erstes ihren alten Namen „La Metgessa“ in jenen geändert, den sie im Sprachgebrauch der Gäste längst hatte: „Es Club“.

Die Bar ist in einem geschichtsträchtigen alten Herrenhaus untergebracht: Eine sandsteinerne Gedenktafel an der Außenfassade erinnert daran, dass hier einst das erste Rathaus von Consell untergebracht war. Und zwar 1925 – jenem Jahr, in dem die lange von den Bürgern angestrebte Unabhängigkeit der Gemeinde endlich Realität wurde. Und mit dem Rathaus die weltliche Macht in klerikale Gemächer zog: Das Gebäude, das auch noch genau an das Gotteshaus anschließt, ist Teil des Kirchenschatzes, nachdem es Anfang des vergangenen Jahrhunderts von seiner damaligen Besitzerin der Kirche von Consell vermacht worden war. Mit ein Grund, warum Dorfpfarrer Jaime („Ich hab ihm neulich mal meinen guten moscatell mitgegeben. Für den Notfall. Wenn ihm der Messwein mal ausgeht!“), Stammgast im Lokal ist.

„Gott, was hab ich oft für Diskussionen, weil die Leute glauben, dass sie mit jedem Bier bei mir gleichzeitig den Klingelbeutel füllen!“, ruft Gabriel und verzieht die Lippen, „das will manchen nicht in den Kopf rein, dass ich ein ganz normaler kleiner Pächter bin wie jeder andere auch – und wenn ich‘s ihnen hundert Mal erkläre ...“ `p> Allerdings: Die Kirche gibt hier sehr wohl den Takt an. Rushhour im „Es Club“ ist Samstagabend und Sonntagmorgen gleich nach der Messe. Dann kommen viele der Kirchgänger nicht nur auf einen Schwatz und ein Bier vorbei, um die am Gaumen klebende Hostie vollends hinunterzuspülen, sondern auch auf eine Partie Kicker. Der alte Spieltisch mit der abgeschossenen Rasenfläche im Nebenzimmer ist eine echte Rarität: Hier treten Real Madrid und Barcelona gegeneinander an, so oft die Spieler lustig sind.

„Aber wir sind hier für keine der beiden Mannschaften“, sagt Catalina, „da setzt man sich sonst viel zu schnell in die Nesseln“, sagt sie lachend, „als Wirte müssen wir ja alle unsere Gäste glücklich machen und bei Laune halten.“ Denn die ist bei einigen wegen der schlechten Mandelernte ganz schön gedrückt. „Es ist doch ein Unding“, macht Toni seinem Ärger Luft. „Wer ein kleines Fleckchen Land hat, muss sich fünfmal überlegen, ob er nicht besser alles verfaulen lässt. Erst vorhin war einer da, der gestern elf Säcke Mandeln geerntet hat, sich dafür aber einen Traktor kommen ließ, der ihn 60 Euro kostete. Bei noch nicht mal 30 Cent das Kilo hat er jetzt vielleicht 20 Euro Gewinn – ist das nicht lachhaft?“ Catalina nickt zustimmend. Toni ist nicht der Einzige, der an der langen Theke seinen Frust darüber ablässt. Bedächtig brüht sie Kaffee, stellt ihm eine dampfende Tasse hin. „Es war halt noch was anderes, als wir früher die Mandeln selbst für die Familie behalten haben. Heute rümpfen die jungen Leute ja die Nase, das sei ihnen zu viel Arbeit. War es ja auch. Bis Weihnachten haben wir oft gepellt und geröstet. Und dann Turrón gemacht oder diese Platten aus herrlichem Mandelkaramell, die du heute nur noch auf den Märkten finden kannst.“

„Jetzt mal nur nicht sentimental werden!“, ruft Pep, der das Gespräch mitverfolgt hat und grinst in die Runde, „und wenn ihr schon von früher erzählt, dann die guten Geschichten!“ Und bevor einer nachfragen kann, holt er aus. „Zum Beispiel, die von der Hochzeit des alten Pächters – da warst du vielleicht gerade mal auf der Welt, Gabriel!“, flachst er mit schiefem Blick auf den Wirt. „Alle haben sie hier gefeiert und getanzt und dann kam der Wasserwagen mit einer Nachfüllung für den Tank. Natürlich wurde der Fahrer eingeladen mitzufeiern. Und darüber wohl alles vergessen. Irgendwann watete die gesamte Hochzeitsgesellschaft plötzlich knietief im Wasser...“ Peps Gesicht ist rot angelaufen vor Lachen und auch Catalina wischt sich Lachtränen aus den Augenwinkeln. Aber Pep setzt noch einen obendrauf, erzählt vom Tag, an dem ein Gast einst mit dem Motorrad ins Lokal vorgefahren kam und nach einem Bier zum Hintereingang hinausdüste. „Na, der hat halt wohl damals schon keinen Parkplatz gefunden!“, kommentiert Catalina trocken. Galgenhumor: Denn die Gasse, an der die Bar liegt, ist zur Fußgängerzone geworden. Seither fehlt es an allen Enden und Ecken an Abstellplätzen für die Gäste, die es bislang gewohnt waren, direkt vorfahren zu können.

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