Die Erklärung des Tramuntana-Gebirges zum Weltkulturerbe hätte zweifellos positive Folgen. Die Bedeutung dieser einzigartigen Natur- und Kultur-Landschaft würde ins Bewusstsein vieler Menschen gelangen, weit über die Inselgrenzen hinaus. Manch einer, der bis heute nur an Sonne, Strand und Ballermann denkt, wenn von Mallorca die Rede ist, bekäme vielleicht mit, dass es hier noch vielmehr zu entdecken gibt.
Der Unesco-Titel hätte vor allem eine schier unbezahlbare Reklamewirkung. Da kann Tennis-Ass Rafael Nadal noch so viele Turniere gewinnen und anschließend in Fernsehspots für die Balearen werben – sollte sich Mallorca in Zukunft als Welterbe bezeichnen dürfen, in einem Atemzug genannt mit Rom, Machu Picchu und der Chinesischen Mauer, würde dies das Image der Insel fraglos mächtig aufpolieren.
Die Welterbe-Pläne des Inselrats zeigen jedoch auch die Gratwanderung, die ein solches Projekt stets für Mallorca bedeutet. Der Welterbestatus lockt Besucher an. Die zunehmende touristische Erschließung der Tramuntana wäre die Folge. Wer allerdings Valldemossa oder Sa Calobra an einem x-beliebigen Sommertag erlebt hat, weiß, dass zusätzliche Besuchermassen schlicht und ergreifend nicht zu verkraften wären.
Zudem sind Zweifel an der Ernsthaftigkeit der Bemühungen angebracht. Erst in letzter Sekunde ist es dem Inselrat im Frühjahr gelungen, ein Megabauprojekt in der verträumten Berggemeinde Escorca zu stoppen. Der dortige Bürgermeister wollte mehrere Betonklötze mit 165 Wohnungen bauen lassen. Beschlossene Sache scheint dagegen der Ausbau der Urbanisation in Formentor zu sein – mitten in einer der typischen Landschaften der Tramuntana.
Wie das zu einem möglichen Welterbe-Titel passt, ist fraglich. Schließlich sollte man vermeiden, gleich auf der „Roten Liste des gefährdeten Welterbes” zu landen. Das wäre nun wahrlich das größte aller denkbaren Debakel.