Die Balearen-Regierung hat von den heimischen Medien in den vergangenen Tagen heftig Prügel bezogen. Völlig zu Recht, möchten wir hinzufügen. Die „Aussetzung” der ehrgeizigen Pläne für eine grundlegende Erneuerung der Playa de Palma ist tatsächlich nichts anderes als Feigheit.
Ein wahrlich potentes Vorhaben wird kastriert, nur weil man Einsprüche und nahende Wahlen fürchtet. Vergessen schon die Euphorie, mit der man 2008 die Masterpläne des niederländischen Architekten Adriaan Geuze präsentierte.
Klasse statt Masse, hieß die Devise. Ein in die Jahre gekommenes Tourismuszentrum sollte ins neue Jahrtausend geführt werden. Dafür wollte man Hotelbetten abbauen, Gebäude abreißen, Tourismus und Wohnen vereinen, futuristische Akzente setzen, kurz: eingefahrene Wege verlassen. Doch jetzt ereilte die Verantwortlichen die Angst vor der eigenen Courage. Bloß niemandem wehtun. Aus dem großen Wurf wird eine „Sanierung light” – auch wenn betont wird, dass der Rückzug ja nicht endgültig sei.
Was immer damit gemeint ist, es wird der Playa de Palma nicht gerecht. Hier geht es um einen der bekanntesten Strände Europas, in unmittelbarer Nähe zu einer der schönsten Städte am Mittelmeer. Daraus muss sich doch mehr machen lassen als die Heimstatt des Ballermanns. Was wir heute an der Playa de Palma vorfinden, ist austauschbar und andernorts bald billiger zu haben. Mallorcas Tourismus muss sich neu erfinden, fordern die Experten immer wieder. Das gilt auch für die Playa de Palma.
Wer den Stadtstrand nur aufhübscht statt ihn grundlegend zu erneuern, verspielt die Zukunft. Das ist schon deshalb ärgerlich, weil die spanische Regierung die Notwendigkeit des Richtungswechsels erkannt und die nötigen Mittel für das Pilotprojekt versprochen hat. Wann haben Regionalpolitiker schon mal die Chance, wirklich gestalten zu können? Fehlt nur noch, dass Benidorm oder andere „hier” rufen und das Geld abgreifen. Sanierungsfälle gibt es in Spanien genügend.