Für Kunstfreunde ist die neue Ausstellung im Casal Solleric eine echtes Weihnachtsgeschenk: "Picasso mediterráneo - Picasso und der Mittelmeerraum". Bis zum 9. Januar sind Zeichnungen, Radierungen, grafische Werke und Keramiken des vielleicht größten Künstlers des 20. Jahrhunderts zu sehen. Nicht umsonst bezeichnete die Kulturreferentin von Palma, Nanda Ramón, die Ausstellung als ein "würdiges Aushängeschild für die Stadt".
Picasso und das Mittelmeer - ein unerschöpfliches Thema. Geboren in Málaga 1881, lebte Picasso zwar fast 40 Jahre in Paris, wenn auch immer wieder mit Unterbrechungen. Doch er hat seine Herkunft niemals außer Acht gelassen. Und es war nur logisch, dass er sich nach dem Zweiten Weltkrieg in Südfrankreich niederließ. Ein Wohnsitz in Spanien kam für ihn wegen der Franco-Diktatur nicht infrage.
"Was er an der Natur am meisten liebte, war das Meer", sagte Picassos Lebensgefährtin Francoise Gilot über den Künstler. "Picasso war ein Mensch des Mittelmeers. Doch war das für ihn viel mehr als eine geografische Zuordnung. Es war eine Lebenseinstellung, eine grundsätzliche Haltung", sagte Lourdes Moreno anlässlich der Eröffnung im Casal Solleric. Sie ist die Kuratorin der Ausstellung und die Direktorin der Fundación Pablo Ruiz Picasso in Málaga, wo im Geburtshaus des Künstlers eine Dauerausstellung mit seinen Werken ist. Die Stiftung hat auch die fast 80 Exponate für Palma zur Verfügung gestellt.
"Wir wollen zeigen, was Picasso und das Mittelmeer verbindet", sagt sie. "In seinem Fall ist das besonders bedeutsam, denn er hat immer Kunst und Leben miteinander verbunden." Picasso, so Lourdes Moreno, nutzte alle Quellen, nahm die kleinsten Details seiner Umgebung, seiner Historie in sein Werk auf. Sein Wahrnehmungsvermögen muss immens gewesen sein. Und er wandelte alle Eindrücke in seinem Sinn um. "Kunst ist niemals Prosa, sie ist Poesie", sagte er einmal zu Francoise Gilot.
Die Ausstellung im Casal Solleric ist in sechs Sektionen unterteilt, nach Themen, nach unterschiedlichen Einflüssen geordnet. "Das war nötig", sagt Lourdes Moreno, "denn der Mittelmeerraum ist Schmelztiegel von Kulturen, Geschichte und Mythen."
Picasso war gewiss kein religiöser Mensch, doch Geschichten aus der Bibel haben ihn immer interessiert, ganz besonders die Gestalt der Salome. Diese Radierungen aus dem Jahr 1905 sind übrigens die ältesten der Ausstellung.
In den 1920er und 1930er Jahren beschäftigte sich Picasso immer wieder mit der Welt der Griechen und Römer, was Niederschlag in seinen Arbeiten fand. Sie sind bevölkert von Faunen und Nymphen; es gibt etliche Aktdarstellungen. Und sehr viel Mythologisches. In den 1950er Jahren gab es eine kurze Phase, in der sich Picasso mit der arabischen Welt auseinandersetzte.
Zentauren und Faune waren auch Themen, die Picasso für seine Keramiken verwendete. Sie bieten dem Betrachter ein ganzes Universum mit mythologischen Themen, mit Frauen, Vögeln, Eulen, Ziegen, Sonnen und immer wieder Szenen aus dem Stierkampf. Die "Corrida" war eine große Leidenschaft des Künstler; diese Thematik ist in all seinen Schaffensperioden zu finden.
Picasso begann seine Keramik-Produktion im südfranzösischen "Töpferdorf" Vallauris, wo er sich 1947 niederließ, angeregt durch die dortige jährliche Töpferausstellung. Picasso war sofort fasziniert von der Verformbarkeit des Tons, dem Zauber des Brennofens, den strahlenden Farben des Emailles und dem Glanz der Glasur. Alle diese Komponenten eröffneten seiner Kreativität neue Perspektiven. Unermüdlich dekorierte er Platten und Teller, benutzte aber auch ungewöhnliche Unterlagen wie Scherben und zerbrochene Ziegel.
Seine Vorgehensweise war oft unorthodox und entfernte sich von den traditionellen Techniken. Picasso erfand im Laufe der Jahre einen weiße Tonmasse aus nicht emaillierter, mit Reliefs versehener Keramik. Damit bestätigte er seinen Grundsatz, dass alles diskutierbar, nichts unverrückbar sei, nicht einmal die Jahrtausende alte Tonbrandtradition.
25 Keramiken von Picasso aus der Sammlung des Verlegers Pere A. Serra haben übrigens einen festen Platz in der Picasso-Stiftung von Málaga gefunden. Der menschliche Körper - nicht nur der weibliche Akt - hat Picasso sein ganzes Leben lang fasziniert. Ebenso Tiere, vor allem Esel, Ziegen und Tauben. Weltberühmt wurde seine Friedenstaube, die er 1949 für den Pariser Weltfriedenskongress lithografierte.
Neben der Picasso-Ausstellung ist im Casal Solleric auch die Installation "Malos Tiempos" des andalusischen Künstlers Jacobo Castellano zu sehen. Sie vereint fünf Skulpturen und zwei Zeichnungen, die alle dem "Alltag der Menschen" zugeordnet sind. Dazu Castellano: "Ich möchte zeigen, dass nicht nur Menschen, sondern auch Gegenstände eine Biografie haben".
"Picasso mediterráneo" und Jacobo Castellano im Casal Solleric, Palma, Passeig del Born 27. Geöffnet bis zum 9. Januar.