Was war zuerst da? Das Huhn oder das Ei? Ähnlich könnte man auch fragen, wenn es um Autos und Straßen geht. Mallorca arbeitet daran, die Stauanfälligkeit der Via de Cintura zu verringern und den Verkehr dort weiter zu entlasten. Das ist sinnvoll, auch der Ausbau einer zweiten Umgehung der Stadt. Kritiker befürchten, dass weitere Bebauung und mehr Verkehr die Folge sein werden. Ob das wirklich so kommt, bleibt abzuwarten. Es stellt sich aber die Frage: Wo ist eine Alternative zum zweiten Ring? Macht es Sinn, dass, wie bisher der Fall, ein Autofahrer auf dem Weg von Portocristo nach Peguera durch dasselbe Nadelöhr muss wie jemand, der von der Playa de Palma nach Calamajor will?
Speziell an Mallorca ist, dass das öffentliche Leben sich an der großen Stadt, an Palma, orientiert. Viele müssen rein und wollen auch wieder raus. Daher sollte man alle anderen möglichst entfernt halten.
Natürlich sind Straßenbaumaßnahmen zunächst immer unpopulär. Wegen des Umweltschutzes. Wenn aber die Verbesserung von Lebensqualität ein Argument ist (im Stau stehen hat sicher nichts mit einem angenehmen Tagesablauf zu tun), dann muss man Kompromisse suchen. Als die Autobahn von Inca nach Sa Pobla verlängert wurde, gab es Proteste. Später traf man dann auch den einen oder anderen Protestler, der schmunzelnd einräumen musste, dass es doch ganz praktisch sei, dass er jetzt in 30 Minuten vom Airport zu seiner Finca im Inselnorden komme.
Für die meisten Menschen, die auf Mallorca leben und arbeiten, ist der Öffentliche Personennahverkehr keine Alternative. Viele kommen hier einfach ohne Auto nicht aus, anders als das in Millionenstädten wie Berlin oder Madrid möglich wäre. Daher muss man, gewiss mit Augenmaß, gute Bedingungen für Autofahrer schaffen. Das Argument, dass mehr Straßen mehr Autos zur Folge haben, zieht nicht. Wenn sich jemand wegen einer neuen Autobahn einen Dritt-Wagen kauft, dann ist ihm eh nicht zu helfen. Er kann aber auch weiterhin nur mit einem Auto zur gleichen Zeit fahren und trägt nicht zur Verdichtung des Verkehrs bei.