Die Zufahrtswege nach Palma sind ein ungelöstes Problem. Tagtäglich bricht der Verkehr zu bestimmten Zeiten an bestimmten Stellen zusammen. Besonders betroffen ist die Ma-20, die im Volksmund Via de Cintura heißt (wörtlich: Taillenstraße), die Hauptverkehrsader der Insel, Palmas Stadtautobahn, die die höchste Verkehrsdichte Mallorcas hat und täglich von Zehntausenden genutzt wird. Kein Wunder also, dass das Thema Priorität hat. Mehr als 120 Millionen Euro sollen in diesem Jahr in die Verbesserung der Verkehrs-Infrastruktur fließen. Vier Projekte werden den Verkehr rund um Palma entzerren:
Im März soll der Ausbau der Via de Cintura auf drei Fahrspuren pro Richtung abgeschlossen sein. Derzeit laufen die Bauarbeiten auf dem letzten Teilstück vor der Gènova-Ausfahrt. Vor dem Tunnel wird die Stadtautobahn dann wieder zweispurig. Die Investitionen betragen 16 Millionen Euro.
Ein ständiger Gefahrenherd ist in Richtung Flughafen das Nadelöhr an der Ausfahrt zur Manacor-Landstraße. Dort staut sich der Verkehr regelmäßig. Für 9'2 Millionen Euro wird eine neue Ausfahrt gebaut: Diese soll unter der Via de Cintura hindurch und dann neben dem Estadio Balear in Richtung Sineu-Landstraße führen. Baubeginn ist im April, Fertigstellung 2012.
Für eine Entzerrung des Verkehrs wird auch die neue Auffahrt sorgen, die an der Anschlussstelle Sóller-Landstraße geplant ist. Bisher kann man dort nur in Richtung Flughafen auf die Via de Cintura fahren. Jetzt entsteht dort für 1'1 Millionen Euro eine Auffahrt auch in Richtung Andratx. Die Bauarbeiten sollen im Frühling beginnen und noch 2011 abgeschlossen sein.
Das folgenreichste Projekt aber wird die Verlängerung der zweiten Ringstraße bis zum Gewerbegebiet Can Valero. Die Umgehungsstraße führt bisher von der Flughafen-Autobahn bis zum Alcampo-Supermarkt.
Was die einen freut, ist den anderen ein Ärgernis: Mallorcas Umweltschützer kritisieren die Ausbaupläne des Straßennetzes scharf. Werde die zweite Stadtautobahn komplettiert, so ziehe das unweigerlich die Bebauung des innerhalb dieses Ringes liegenden Geländes nach sich. Außerdem sorge der Ausbau der Straßen nur für immer mehr Verkehr.
Eine Ansicht, die Ernesto Santamaría vom Verkehrsdezernat des Inselrats nicht teilt. "Wir schaffen die Nachfrage nicht. Wir lösen Probleme", sagt er. Auf langen Strecken könne der Ausbau der Infrastruktur tatsächlich zu einer Zunahme des Verkehrs führen, erklärt er. Das sei zum Beispiel durch den Bau der Autobahn Palma-Sa Pobla geschehen. Da die Fahrt nach Alcúdia jetzt nur noch eine halbe Stunde dauere, sei Nachfrage geschaffen worden. Auf kurzen Distanzen, wie im Fall von Palma sei ein solcher Effekt nicht zu erwarten: "Die Leute fahren nun einmal zum Supermarkt vor den Toren der Stadt - ob es da eine Autobahn gibt oder nicht."
Das Problem des Verkehrs in Palma sei die Zersiedelung, die geringe Bevölkerungsdichte. Viele Wohngebiete lägen in den Randbezirken, wie auch Schulen, Vergnügungszentren und Supermärkte, die jedoch nur mit dem Auto erreichbar seien, weil der Nahverkehr schlecht funktioniere - eine Folge wiederum der Zersiedelung und geringen Bevölkerungsdichte. "Nahverkehr kann so kaum effektiv sein", sagt Santamaría. Bleibe also nur der Ausbau des Straßennetzes.