Reich werden können Flohmarktverkäufer auf Mallorca nicht. Das Preisniveau ist niedrig: Für Gebrauchtkleidung wird kaum mehr als zwei oder drei Euro pro Stück bezahlt, Bücher gibt es ab 0'50 Cent. Umso schöner für die Käufer, die hier mit dem ein oder anderen Schnäppchen nach Hause gehen können.
Am bekanntesten ist der Rastro im Industriegebiet von Consell. Hier wird wohl am ehesten fündig, wer auf der Suche nach hochwertiger antiker Ware und ausgefallenen altertümlichen Dekogegenständen ist. Allerdings gibt es auch zahlreiche kleine Privatverkäufer.
Viele Elektronikgeräte und Wühlstände mit gebrauchten Schuhen und Kleidern bestimmen Palmas Flohmarkt, der vor rund einem halben Jahr von den Avenidas ins Industriegebiet Son Fusteret gezogen ist und sich seither um ein Vielfaches vergrößert hat.
Besonders interessant für gebrauchte Alltagsgegenstände aus dem Privathaushalt ist das Angebot in Son Bugadelles auf einem der größten Secondhandmärkte der Insel.
Gleich gefolgt vom Flohmarkt im Industriegebiet von Marratxí, den es seit Herbst 2009 gibt. Und der sich nicht zuletzt aufgrund des Engagements des verantwortlichen Vereines, Asociación el Gran Rastro, großer Beliebtheit erfreut: Zwischen 10.000 und 15.000 Menschen schlendern hier jeden Sonntag über die rund 400 Stände. Großer Vorteil des Marktes: Profi- und Privatverkäufer teilen sich auf unterschiedliche Straßenzüge auf und halten sich im Angebot in etwa die Waage. Wer einen Elektroartikel erstehen will, kann ihn an extra dafür aufgestellten Steckdosenleisten auf seine Funktionalität testen. Und für Familienspaß sorgen ein Rahmenprogramm mit Live-Musik und Spaßclowns. Seit wenigen Wochen ist der Rastro auch um eine Zone erweitert worden: ein Bauern- und Biomarkt mit rund 45 Ausstellern.
Die Nachfrage nach Flohmarktartikeln sei mit der Krise stark angestiegen, erklärt Emilio Castaño von der Asociación el Gran Rastro. Er schätzt, dass sie sich in den vergangenen Monaten verdreifacht habe. Und das nicht nur, weil mehr Menschen zu kostengünstigen Alternativen umschwenken, "es gibt auch viele, die so versuchen, ihr Hab und Gut irgendwie zu Geld zu machen. Andere waren aufgrund der Krise gezwungen, ihren Laden zu schließen und verkaufen ihre Lagerware nun auf dem Flohmarkt".
Den Schick etablierter Flohmärkte, wie wir sie aus deutschen Großstädten kennen, suchen die Besucher hier allerdings vergeblich: So bieten viele Verkäufer ihre Ware etwa auf ausgebreiteten Planen statt auf Tischen an. Nur etwas für Hartgesottene ist auch das Prozedere für sporadische Verkäufer, um überhaupt mit einem Stand zugelassen zu werden. Wer keinen festen Platz gemietet hat, muss sich mit seinem Auto in die Warteschlange stellen. Und diese bildet sich teilweise schon am Vor- oder im Fall von Consell am Vorvorabend. "Es ist eine ganz einfache Rechnung: Wir haben jeden Sonntag nur 300 Stellplätze, weil wir sonst auf die Straße ausweichen müssten - aber jeden Sonntag wieder ein paar mehr, die ausstellen wollen", erklärt Tomeu Beltran Prats, Gemeindeverantwortlicher für den Rastro in Consell.
Der Flohmarktverein Asociación el Gran Rastro hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, weitere Alternativen auf der Insel zu schaffen: Ein Plan von Vereinsvorsitzenden Bartolomé Alou ist es, alle normalen Wochenmärkte um ein kleines Second-Hand-Angebot zu erweitern. Mit Erfolg: Seit drei Wochen gibt es auf dem Montagsmarkt in Lloret de Vistalegre Flohmarktstände, seit zwei Wochen auch auf dem Samstagsmarkt in Lloseta. "Uns schwebt vor, Flohmarktverkäufern jeden Tag drei Marktalternativen bieten zu können. Immerhin haben wir 53 Wochenmärkte auf der Insel", betont Emilio Castaño, der Alou tatkräftig unterstützt. Demnächst will er Montuïri, Sineu, Inca, Llucmajor und Valldemossa anfragen.
Ein weiteres Projekt des Vereines: ein dreistöckiges Kaufhaus für Flohmarktartikel im Industriegebiet von Marratxí. "Ein El Corte Inglés der Second-Hand-Ware", sagt Castaño mit einem Schmunzeln. Nach deutschem Vorbild soll es dort möglich sein, Regale für einen bestimmten Zeitraum zu mieten, um dort seine Ware auszustellen.
FLOHMÄRKTE
Marratxí Sonntags von 9 bis 14 Uhr, Calle Conradors im
Industriegebiet von Marratxí, veranstaltet von der Asociación el
Gran Rastro - Mitglieder (einmaliger Vereinsbeitrag 50 Euro) haben
nach ihrer Anmeldung einen festen Standplatz, wer kein Mitglied
ist, muss morgens um einen Verkaufsplatz anstehen (7 Euro für
Autostellplatz mit Stand, 11 Euro für doppelte Standgröße). Infos
unter Tel. 669-854919 oder 638-395520.
Son Fusteret, Palma
Samstags von 7 bis 14 Uhr. Seit einem halben Jahr ist der Flohmarkt
der Avenidas in das Industriegebiet neben Son Fuster gezogen.
Privatleute verkaufen hier kostenlos. Dazu müssen sie sich im
Verwaltungsbüro der Stadt Palma für Märkte (Mercado de Olivar, 1.
Stock, Tel. 971-719208) anmelden. Nach einer Warteliste werden pro
Person drei Termine vergeben.
Consell
Sonntags von 8 bis 14 Uhr, vor 8 Uhr wird bereits unter der Hand
verkauft. Feste Plätze (halbjährlich, jährlich) sind derzeit alle
besetzt, ab Juni werden neue Plätze nach Warteliste vergeben. Dafür
müssen sich Interessenten beim Rathaus anmelden. Einzelplätze
werden nach Warteschlange vergeben, jeweils Sonntagmorgen ab 8 Uhr
(8 Euro für vier Meter großen Stand). Achtung: Autowarteschlange
bildet sich teilweise schon Freitagabend.
Son Bugadelles
Samstags von 7 bis 14 Uhr. Seit einem Jahr ist der Flohmarkt von
Magaluf auf die Fläche des Industriegebietes gezogen. Er wird von
der mallorquinischen Hilfsorganisation für Drogenabhängige
"Projecte Home" organisiert - die Standgelder kommen der
Organisation zugute (Stand 6 Euro). Anmeldungen für feste Plätze
unter Tel. 971-793750, Plätze für sporadische Verkäufer werden nach
Warteschlange vergeben. Die Schlange beginnt auf Höhe der
Ferreteria Palerm (rotes Gebäude), meist warten hier um die 100
Autos.