Auch bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe war noch nicht abzusehen, welches Ausmaß die Nuklearkatastrophe von Japan annimmt. Und doch ist jetzt schon klar, dass dieses Ereignis die Welt verändern wird, so wie es etwa die Attentate vom 11. September getan haben.
Das Atomzeitalter geht zu Ende. Nach Tschernobyl durften die Befürworter dieser Energieform noch sagen, dass ein derartiger Unfall bei uns ja nicht passieren könne. Das ist jetzt vorbei. Er kann passieren, auch in einem so hoch entwickelten Land wie Japan.
Und es soll auch keiner mehr mit dem Hinweis kommen, dass ein „Restrisiko” hinzunehmen sei. Die Menschheit weiß jetzt nämlich, was „Restrisiko” ist: Ein GAU, weil Kraftwerke auf Erdbeben der Stärke 8 ausgelegt wurden, die Natur sich aber nicht daran gehalten hat. Das Beben von Japan war in seiner Intensität so unwahrscheinlich wie ein Flugzeugabsturz oder ein Terroranschlag auf ein Atomkraftwerk in Spanien oder Deutschland.
Natürlich gibt es gute Argumente für die Kernkraft, aber sie zählen nicht mehr. Der Ausstieg wird kommen – zumindest in den Ländern, in denen Demokratie und Meinungsfreiheit herrscht. Keine Region, keine Stadt, kein Dorf wird einen neuen Meiler in der Umgebung mehr zulassen, auch wenn er helfen sollte, CO2-Emissionen zu mindern. Neubauten können fortan nur noch totalitäre Regime durchsetzen, die sich keinen Deut um Volkes Stimme scheren.
Der Rückbau wird mal langsamer, mal schneller erfolgen. Sollte Deutschland wirklich dabei Vorreiter sein, ist das auch eine Chance – der Ausstieg könnte sich zu einem Katalysator für den verbummelten Ausbau erneuerbarer Energien entwickeln. Eine Herausforderung, die zu schaffen ist.
Bleibt die Frage, ob man so panisch reagieren muss wie Deutschland oder so zurückhaltend wie Spanien. Ich plädiere für das Zweite. Um Neckarwestheim muss ich mich nicht heute sorgen. Teile Japans liegen in Schutt und Asche, die Menschen sind von einer Apokalypse bedroht. Lasst uns zuerst dorthin blicken.