Die Korruptionsskandale der Ära Jaume Matas sind offenbar keine Hypothek für die Volkspartei der Balearen. Nach einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Tageszeitung „Ultima Hora” kann die Partido Popular (PP) bei den kommenden Wahlen am 22. Mai sowohl in Balearen-Parlament und Inselrat als auch im Stadtparlament von Palma die absolute Mehrheit erreichen und damit die regierenden Linksbündnisse in die Opposition verbannen.
„Zu viele Krisen, zu viel Arbeitslosigkeit – der Bürger wünscht einen Wechsel”, kommentierte „Ultima Hora” das sehr eindeutige Ergebnis der Untersuchung durch das balearische Institut für Sozialstudien (IBES).
Zunächst zur Region: Der Umfrage zufolge kann die PP unter ihrem neuen Vorsitzenden José Ramón Bauzá mit 30 oder 31 der insgesamt 59 Sitze im Balearen-Parlament rechnen; bisher sind es 28. Die Sozialisten der PSOE kommen demnach auf 23 Sitze (+ 1), ein linksnationalistisches Bündnis um die PSM auf drei Sitze (-1) und die aus der Unió Mallorquina hervorgegangene Convergència per les Illes auf einen Sitz. Einen weiteren Sitz für die PSOE holt ein Bündnis aus Formentera. Die großen Parteien, vor allem die PP, profitieren von der Neuordnung der nationalistischen Gruppierungen.
Dass das gute Abschneiden der PP vor allem dem Wunsch nach einem Politikwechsel geschuldet ist, zeigt die Bewertung der Spitzenkandidaten: Sowohl Ministerpräsident Francesc Antich als auch sein Herausforderer Bauzá werden auf einer Skala von null bis zehn mit rund fünf bewertet, sind also keine herausragenden Zugnummern.
Ein ganz ähnliches Bild ergibt sich im Inselrat. Auch hier könnte die PP nach dem jetzigen Stand der Dinge mit 17 Sitzen die absolute Mehrheit einfahren. Die PSOE kommt auf 12 (+1), PSM & Co. auf drei und die Convergència auf einen Sitz.
Noch dramatischer die Situation in der Balearen-Hauptstadt. Palmas Oberbürgermeisterin Aina Calvo, seit vier Jahren Rathaus-Chefin, hat keinerlei Amtsbonus: Die von ihr angeführte PSOE holt mit 35 Prozent das gleiche Ergebnis wie vor vier Jahren, während die PP um zwei auf 48 Prozent zulegen kann – auch das bedeutet die absolute Mehrheit. Die kleinen Parteien kommen auf maximal einen Sitz oder bleiben aus dem Stadtparlament draußen.
Das Ergebnis in Palma ist umso erstaunlicher, wenn man sich den Bekanntheitsgrad der Spitzenkandidaten ansieht. Aina Calvo ist immerhin 80 Prozent der Bürger ein Begriff, während ihren Herausforderer Mateu Isern nur 34'5 Prozent kennen. Nicht Köpfe entscheiden die Wahl, sondern der schon erwähnte Wunsch nach Wechsel.
Wenn also nichts Einschneidendes mehr passiert, werden die drei wichtigsten Institutionen der Balearen ab 22. Mai wieder von der PP regiert. Dass die PSOE bei den Skandalen eine weitgehend weiße Weste behielt, hat ihr wenig genützt. Sie verliert der Umfrage zufolge zwar nicht an Sitzen und Stimmen, wohl aber die Macht. Auch deshalb, weil ihr die kleinen Parteien zur Mehrheitsbeschaffung abhanden kommen.