, 9. Juni – Auch zweieinhalb Wochen nach dem überzeugenden Wahlsieg der PP auf den Balearen ist noch unklar, wer das nach dem Ministerpräsidenten wichtigste Amt übernehmen, sprich: wer Tourismusminister wird. Glaubt man den Inselmedien, hat sich der designierte Regie- rungschef José Ramón Bauzá in den vergangenen Tagen so manche Absage eingehandelt. Vor allem die Tourismusmanager winken ab, zumal der Ministerposten nach den neuen Ethikregeln der PP nicht mehr kompatibel ist mit leitenden Stellen in der Wirtschaft. So wird die Wahl vermutlich auf einen Vollzeitpolitiker fallen.
Das relativ bescheidene Salär eines Balearenministers dürfte aber nicht der einzige Grund sein, warum der Posten noch nicht besetzt werden konnte. Die Hoteliers und anderen Fachleute wissen genau, dass der Job des Tourismusministers in diesen Zeiten höchst undankbar ist. Die öffentlichen Kassen sind leer, der Gestaltungsspielraum so eng wie noch nie in der Geschichte der Balearen. Wie das aussieht, musste schon die Noch-Amtsinhaberin Joana Barceló erfahren. Sie hat, wie man allenthalben hört, ihre Arbeit nicht schlecht gemacht, aber wirksame Akzente setzen konnte sie kaum.
Ihr Nachfolger muss viel Durchsetzungskraft und noch mehr Ideen mitbringen. Durchsetzungskraft, um dem neuen Kabinett klarzumachen, dass Prioritäten gesetzt werden müssen. Und zu diesen Prioritäten gehört nunmal der Tourismus, der nach wie vor der Motor der Inselwirtschaft ist.
Ideen sind gefordert, weil die üblichen Wege des Marketings – von Messen bis TV-Spots – kaum noch bezahlt werden können. Hier sind ganz neue Initiativen gefragt.
Und so nebenbei muss auch noch der Umbau der Tourismusindustrie vorangetrieben werden. Welch dorniges Feld das ist, hat die alte Regierung gemerkt, als sie mit der Sanierung der Playa de Palma ernst machen wollte und sich gleich die Finger verbrannt hat.
Headhunter Bauzá hat es nicht leicht. Er braucht nämlich Superman – oder Superwoman.