Chaotische Szenen gab es am Wochenende rund um die Flughäfen von Mallorca und Ibiza. Ein Teil der Busfahrer trat 20 Stunden lang in den Streik und sorgte damit für Probleme bei den Transferfahrten, für Überlastung der Taxis und gewaltige Staus auf den Zufahrten. Allein auf Mallorca verpassten deswegen etwa 500 Passagiere ihre Heimflüge und mussten unfreiwillig den Urlaub verlängern.
Zudem kam es im Lauf des vergangenen Freitags zu zahlreichen Zwischenfällen mit Streikposten. Eine britische Touristin wurde durch einen Steinwurf leicht verletzt, die Polizei nahm drei mutmaßliche Gewalttäter fest. An rund 50 Bussen wurden die Reifen zerstochen, Scheinwerfer oder Scheiben zerstört. Probleme gab es vor allem an den Depots in den Industriegebieten sowie knapp außerhalb des eigentlichen Flughafengeländes, das von starken Polizeikräften gesichert wurde.
Betroffen war indirekt auch der Kreuzfahrttourismus, weil für Landgänge und Ausflüge keine Busfahrer verfügbar waren. Zwei Schiffe mit insgesamt 8000 Passagieren verzichteten deswegen von vorne herein auf eine Landung in Palma und wurden in andere Häfen umgeleitet.
Auch viele Hotelgäste mussten wegen des Streiks auf ihre Tagesausflüge verzichten. Mehr als 300 Fahrten zu Zielen wie den Höhlen von Porto Cristo oder der Perlenfabrik Majorica fielen aus, so die Angaben von Rafael Roig, dem Chef des Verbands der Transportunternehmer. Obwohl sich alle Kräfte auf den Flughafen Son Sant Joan konzentrierten, wurden die Firmen der Lage nur mit Schwierigkeiten Herr, weil die Streikbeteiligung unterschätzt wurde. Statt wie erwartet nur 20 Prozent, beteiligten sich auf Mallorca bis zu 37 Prozent der Fahrer an dem Ausstand, vor allem die Mitglieder der Gewerkschaften USO und SIDT. Die beiden großen Gewerkschaften UGT und CCOO hatten eine Beteiligung abgelehnt, woraus ein interner Konkurrenzkampf im Arbeitnehmerlager entstand. Auf Ibiza sollen sich nach Gewerkschaftsangaben sogar bis zu 80 Prozent des Personals an der Arbeitsniederlegung beteiligt haben.
Zum Streik kam es, weil die Transportunternehmen zunächst jegliche Lohnerhöhung verweigert hatten und zudem die Bezahlung der oft stundenlangen Wartezeiten senken wollten. Die Gewerkschaftsforderungen lagen für 2011 und 2012 ursprünglich bei insgesamt 4'1 Prozent mehr Gehalt. Viele der Fahrer arbeiten im Übrigen nur im Sommer und sind im Winterhalbjahr auf das Arbeitslosengeld für Saisonkräfte angewiesen, das neuerdings nur noch mit mindestens achtmonatiger Beschäftigungsdauer zu bekommen ist.
Erst auf Vermittlung der Balearen-Regierung wurde der Streik nach 20 Stunden wieder abgebrochen. Nach erfolglosen Gesprächen unter Leitung von Ministerpräsident José Ramón Bauzá brachte eine Generaldirektorin aus dem Erziehungsministerium die streitenden Parteien wieder zusammen. Schlichterin Margalida Pizà erreichte eine vorläufige Lösung, bei der sich die Arbeitgeber mündlich zu einem Inflationsausgleich verpflichtet haben. Eine endgültige Einigung muss noch ausgehandelt werden und lag bei Redaktionsschluss ferner denn je. Für das Wochenende drohen die Fahrer erneut mit Streik. (mic)