Es ist nicht allzu lange her, da bekam man auf Mallorca als Kunde im Supermarkt ungefragt seine Einkäufe in Plastiktüten gestopft, am besten eine Tüte pro Produkt, damit man am Ende möglichst mit 20 Tüten das Geschäft verließ. „So ist das halt auf Mallorca”, sagten wir achselzuckend den kritischen Beobachtern, vorzugsweise aus unserer Heimat Deutschland. Der Mallorquiner hat es nicht so mit Umweltschutz, dachten wir im Stillen. Entschuldigend fügten wir innerlich hinzu, dass er dafür in der Regel besser gelaunt und das Leben leichter nehme, etc.pp.
Liest man die Meldungen in dieser Woche, kann man seine Klischees getrost auf den Müll werfen. Eine spanische ONG (nichtstaatliche Organisation) will das deutsche Pfandsystem für Plastikflaschen und Verpackungen einführen. Bei den Testläufen auf Mallorca machten die Leute begeistert mit. Die Gemeinde Santa Eugènia bietet Kunden der dortigen Geschäfte bei Einkäufen von mehr als 40 Euro handgemachte Körbe aus Palmblättern an, um die Flut an Plastiktüten zu bekämpfen. Es tut sich etwas in Sachen Müllvermeidung auf Mallorca. So suchen sogar schon die von Müllproblemen arg gebeutelten Stadtväter von Neapel Hilfe auf der Insel. Hier hat man die Müllprobleme anscheinend in den Griff gekriegt und sogar Kapazitäten für Müllimporte geschaffen, die Geld bringen und die Bürger entlasten würden.
Dass die Umweltdezernentin des Inselrats Sorge um das Tourismus-image der Insel hat und deswegen spontan auf die Zusatzeinnahmen verzichten will, mutet dagegen seltsam an. Als ob der Müll aus Neapel zunächst in Palmas Straßen zwischengelagert würde oder die italienischen Mülllaster offen an der Playa de Palma parken würden. Die Entscheidung sollte zumindest ausführlicher diskutiert werden.
Wenn sich nun auch noch Müllvermeidung bezahlt machen würde, nämlich durch niedrigere Gebühren, wären die Konsumenten noch eher bereit, den Müll zu trennen und dafür kleine Mühen auf sich zu nehmen.