1. September – Hacer su agosto, „seinen August machen”, heißt auf Spanisch, im übertragenen Sinne, ordentlich abzusahnen beziehungsweise den großen Reibach zu machen. Das gilt vor allem für die Tourismusbranche, die im Sonnenland Spanien ohnehin einen wichtigen Pfeiler der Volkswirtschaft darstellt. Und da der August den Haupt-Urlaubsmonat des Landes ist, sollte man als Unternehmer zumindest in diesem Monat reichlich Geld verdienen, beziehungsweise – bei Nicht-Gelingen – gegebenenfalls den Job wechseln.
Wie auch immer: Auf Mallorca verlief der achte Monat des Jahres so positiv, dass die spanischen Medien von einem „historischen August” sprechen. Die Hotelbetten waren mit mehr als 95 Prozent Belegung so gut wie komplett ausgebucht. Das galt auch für alternative Unterkünfte der Insel wie etwa Ferienapartments oder Ferienhäuser.
Die Flotte der Mietwagen, rund 35.000 Autos, war nach Angaben der Verbände zu mehr als 90 Prozent im Einsatz. Die rund 1000 Boote und Yachten der Nautik-Firmen waren gar zu 100 Prozent vollständig vergeben.
Auch die Branche für das Komplementärangebot – Gastronomie, Unterhaltung, Souvenirs – sprach von einem August, wie sie ihn seit Jahren nicht mehr erlebt habe, obgleich der Einzelhandel ungeachtet steigender Tourismuseinnahmen nach wie vor über Einbußen klagt (siehe Meldung S. 50). Die Flughäfen auf den Inseln melden ihrerseits Passagierzuwächse von im Schnitt elf Prozent gegenüber Vorjahr.
Nach Angaben der Hotelverbände gleichen sich die Zahlen weitgehend dem Rekordsommer 2007 an. Das war jene Zeit, bevor die spanische Immobilienblase zerbarst und in den USA die Hypothekenkrise schließlich die internationale Finanzkrise auslöste.
Ungeachtet dieser positiven Wachstumstrends geben sich die Hoteliers nicht allzu euphorisch. Der Grund: Im Vergleich zum ebenfalls bestens ausgebuchten Sommer 2007 haben sie nun ihre Zimmer um 20 bis 25 Prozent niedriger verkaufen müssen, und das bei Nebenkosten, die seitdem laufend gestiegen sind.
Die noch zu Saisonbeginn kaum vorstellbare Intensität der diesjährigen Nachfrage hat indes die Zimmerpreise gleichwohl in ungeahnte Höhen schnellen lassen. So kosteten am vergangenen, letzten August-Wochenende Zimmer selbst in schlichten Drei-Sterne-Hotels an der Playa de Palma bis zu 300 Euro. Der durchschnittliche Preis für Drei- und Vier-Sterne-Zimmer lag hingegen in einer Bandbreite von 136 bis 300 Euro pro Nacht.