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Teurer und unübersichtlicher

Die Zeit der Dauertiefpreise bei Flugtickets ist vorbei

Wer nach Mallorca fliegen will, muss immer tiefer in die Tasche greifen.

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Klassentreffen im Juni, zwei Tage Urlaub plus Wochenende: Der Flug von Palma nach Hannover außerhalb der Ferienzeit kostet mit Air Berlin 290,05 Euro. Nicht gerade ein Schnäppchen für ein Wochenende in der deutschen Heimat.

Der tatsächliche Ticketpreis beträgt allerdings nur 160 Euro, allein 84 Euro werden für den Kerosinzuschlag fällig. Die Luftfahrtunternehmen reagieren nahezu wie Tankstellen auf die steigenden Rohölpreise.

In immer kürzeren Abständen wird der Treibstoffzuschlag erhöht. Zum Vergleich: 2005 regten sich Fluggäste noch über eine Erhöhung von 14 auf 18 Euro beim Kerosinzuschlag auf, 2008 lag der Aufschlag auf der kurzen Mittelstrecke bei Air Berlin schon bei 25 Euro, im Dezember 2011 wurde er von 33 auf 38 erhöht. Letztmalig stieg er am 16. März dieses Jahres auf 42 Euro für die kurze Mittelstrecke.

Bei Air Berlin heißt es: „Unsere Tickets sind in den vergangenen Jahren etwas teurer geworden". Für einen Condor-Pressesprecher  ist  Rohöl momentan der Preistreiber Nummer eins. „Die anhaltend hohen, sogar steigenden Ölpreise führten zu Preisanstiegen in der gesamten Luftfahrtbranche, wobei teilweise noch nicht einmal der höhere Kerosinpreis bei Kunden erhoben werden konnte."

Der ist nämlich besonders auf Mallorca verwöhnt worden, mit Billigpreisen wie „Für 29 Euro nach Deutschland". Jetzt wirbt dieselbe Airline mit Oster-Specials ab 49 Euro in die Heimat. Billig ist nicht mehr die Regel.

Bei den Kunden stoßen solche Maßnahmen durchaus auf Verständnis. Vielflieger Axel Lange, der in Berlin und auf Mallorca eine Versicherungsagentur betreibt, ärgert sich nur über die Informationspolitik mancher Airlines.

„Sie wissen oftmals bei Buchungsbeginn nicht, was Sie am Ende zahlen. Warum sagt man nicht gleich, was der Flug kostet?" Dass die Preise gestiegen seien, dafür könnten die Fluggesellschaften nichts.

Seit 2011 ist in Deutschland noch die Luftverkehrsabgabe hinzugekommen. Für Flugziele in einem Radius von 2500 Kilometern, also zum Beispiel Mallorca-Deutschland, wird eine Steuer pro Flug von acht Euro erhoben, für die Mittelstrecke von 25 Euro.

Fakt bleibt aber: Fliegen ist schon in den Jahren vor der Luftverkehrsabgabe deutlich teurer geworden. Das belegen Zahlen des Statistischen Bundesamtes. Flüge von Deutschland nach Spanien sind demnach zwischen 2005 und 2011 um 38,7 Prozent im Preis gestiegen.

Angaben zu einzelnen Flugzielen konnte das Bundesamt aus Datenschutzgründen nicht machen. Spanien liegt damit leicht über dem europäischen Schnitt, Konkurrent Türkei hat im selben Zeitraum aber sogar Preissteigerungen von 40 Prozent zu verzeichnen, Italien 35,8 Prozent. Insgesamt sind die Flüge zu Zielen in Europa von deutschen Flughäfen aus durchschnittlich um 35,7 Prozent teurer geworden.

Die Preise für Spanienflüge könnten kurzfristig noch weiter steigen. Die Regierung hat jetzt beschlossen, die Flughafengebühren an den großen staatlichen Airports anzuheben, im Schnitt um 19 Prozent.

Mit der Verteuerung sind auch vermehrt Rabattportale auf den Plan getreten. Seit September 2008 gibt es etwa das Portal fluege.de der Leipziger Unister GmbH, bekannt geworden durch TV-Werbung mit dem schwergewichtigen, ehemaligen Fußball-Manager Reiner Calmund.

Dort werden 750 Fluggesellschaften verglichen und nach dem günstigsten Preis abgeklopft. Allerdings haben solche Portale nur in Ausnahmefällen Zugriff auf Kontingente zu Sonderkonditionen, vielmehr verschaffen sie einen Überblick über die günstigsten Preise.

Häufig kommt es jedoch zu Überraschungen, denn manches Schnäppchen erwies sich bei dem nächsten Buchungsschritt als nicht mehr aktuell, wie der MM-Test ergab.

Fazit: Billig fliegen ist noch möglich, aber schwieriger geworden. Wer zeitlich nicht flexibel ist, muss tiefer in die Tasche greifen. Zumindest haben sich die Informationsmöglichkeiten verbessert.

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