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Gerichtsverfahren um Strandkameras auf Mallorca

Fünf Beschuldigten drohen insgesamt 19 Jahre Haft

Eine der damaligen Webcams mit Strandblick.

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Nach den ETA-Attentaten auf Mallorca im Sommer 2009 hatte das balearische Tourismusministerium an fünf Stränden Kameras installieren lassen, um potenziellem Urlaubern einen Blick auf die wieder vorherrschende Normalität an den Playas der Insel zu ermöglichen. Nun müssen sich die Initiatoren der Web-Cams vor Gericht verantworten. Sie werden beschuldigt, bei der Aktion öffentliche Gelder unterschlagen zu haben.

Im Visier der Justiz stehen der ehemalige Tourismusminister Miquel Nadal, der damalige Leiter des Tourismus-Forschungsamtes Inestur, Antoni Oliver, ein weiterer Politiker der damaligen Regionalistenpartei Unió Mallorquina (UM) sowie zwei Mitarbeiter eines Internet-Dienstleisters, schreibt die spanische Tageszeitung "Ultima Hora" am Freitag.

Die Staatsanwaltschaft wirft den fünf Beschuldigten vor, die Installation als Vorwand genutzt zu haben, um öffentliche Gelder zu veruntreuen. Neben den allein vier und 4,5 Jahren Haft für Nadal und Oliver fordern die Anti-Korruptionsermittler von jedem Beschuldigten eine Zivilhaftung für möglichen Sachschaden in Höhe von jeweils 100.000 Euro.

Der Ermittlungsrichter hat nach Prüfung der Vorwürfe das Verfahren zur Verhandlung zugelassen. Der Termin für den anstehenden Gerichtsprozess stand noch nicht fest.

Ex-Minister Nadal hatte bei einer Vernehmung im Juni 2011 darauf verwiesen, die Installation sei von dem damaligen Regierungschef Francesc Antich angeordnet worden. Ziel war es, nach den ETA-Attentaten und den Meldungen über die Schweingrippe die Normalität des touristischen Lebens an den Stränden der Insel zu zeigen.

Dazu wurden auf den Dächern von hohen Gebäuden Kameras installiert, die das Treiben an den Stränden Playa de Palma, Magaluf, Cala d'Or, Cala Millor und Playa de Alcúdia einsehbar machten. Die Aufnahmen der Webcams fingen alle fünf Sekunden ein aktuelles Bild vom Leben an Stränden ein, das dann ins Internet eingestellt wurde.

Den Zugang gab es über die Internetseite des damaligen balearischen Tourismusamtes Ibatur (www.illesbalears.es). Dort fanden Nutzer die Verbindung „Strände live! Tauchen Sie ein in die Welt der Balearen”.

MM weiß aus eigener Erinnerung, dass die Aufnahmen enttäuschten. Die Webcams zeigten teilweise viel Dachfläche und im Verhältnis nur relativ schmale Streifen Strand. Allerdings waren die Wetter- und Wasserverhältnisse auf den Fotos gut zu erkennen. Wochen oder Monate später waren die Zugänge zu den Webcam-Aufnahmen defekt oder außer Funktion.

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