Fast auf den Tag genau ein Jahr nach seiner ersten Aussage vor dem Untersuchungsrichter im Korruptionsfall um die Stiftung "Nóos", muss der Schwiegersohn des spanischen Königs, Iñaki Urdangarin, am Samstag, 23. Februar, erneut nach Palma kommen, um vor dem Untersuchungsrichter José Castro auszusagen. Urdangarin soll als Vorsitzender der Stiftung öffentliche Gelder veruntreut sowie Steuern in Höhe von rund einer halben Million Euro hinterzogen haben.
Es hat sich viel geändert in diesem Jahr. Im Februar 2012 wählte Urdangarin den Weg zu Fuß durch den Haupteingang und diktierte den wartenden Journalisten in die Blöcke: "Ich bin gekommen, um meine Ehre zu verteidigen." Das Königshaus stand damals hinter ihm, Urdangarin nächtigte während des 26-stündigen Verhandlungsmarathons im königlichen Marivent-Palast, Infantin Cristina war bei ihm.
Mittlerweile ist die "Casa Real" auf Distanz gegangen zum Ehemann der Infantin Cristina. Er ist von der Webseite des Königshauses verschwunden, wurde auch im vergangenen Sommerurlaub nicht auf Mallorca gesehen. Es wird spekuliert, dass er dieses Mal in seiner Wohnung in der Nähe des Paseo Marítimo nächtigen wird, voraussichtlich ohne seine Ehefrau. Auf der Wohnung lastet ein vorsorglicher Pfändungsbescheid, als Sicherheit für eine Kaution von 8,1 Millionen Euro, die gegen Ur-dangarin und seinen ehemaligen Partner Diego Torres verhängt wurde.
Im Laufe des vergangenen Jahres ist auch das Königshaus deutlich näher an den Korruptionsfall herangerückt. Urdangarin hatte bei seiner ersten Aussage jegliche Verstrickung bestritten. Durch Torres' Aussagen ist jedoch der persönliche Sekretär der Infantin, Carlos García Revenga, in den Fall verwickelt. Er muss an diesem Samstag ebenfalls aussagen. Torres behauptet auch, dass die Königstochter über die Tagesgeschäfte stets auf dem Laufenden gewesen sei. Das ziehen die Richter jedoch in Zweifel, da der ehemalige Nóos-Geschäftsführer im Gegenzug behauptet, seine Ehefrau Ana María Tejeiro habe als Personalchefin der Nóos-Stiftung keinerlei Kenntnisse besessen.
Der ehemalige Urdangarin-Sozius brachte zu seiner Vernehmung vor einer Woche mehrere Hundert E-Mails als Beweismaterial mit. Aus denen geht unter anderem hervor, dass Ur-dangarin über eine gute Freundin des Königs, die Deutsche Corinna zu Sayn-Wittgenstein, einen Posten in der Laureus-Stiftung bekommen sollte, für 200.000 Euro pro Jahr. Der Vertrag kam allerdings nicht zustande. Außerdem gelangte durch Torres eine Mail an die Öffentlichkeit, die Urdangarin an den Sekretär seiner Frau schickte. Sie zeigte ein Foto nackter Radfahrerinnen. Diese Radmannschaft sei seine neue Aufgabe, schrieb der ehemalige Handballer. Eine andere Mail an García Revenga firmierte er mit "El Duque em...palma...do". Das Wortspiel mit seinem Titel "Duque de Palma" kann man wohlwollend mit "der geile Herzog" übersetzen.
All das sind zwar Nebensächlichkeiten angesichts einer drohenden Anklage wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder und Steuerhinterziehung, der Imageverlust ist jedoch immens. So wird nach der Umbenennung der "Rambla dels Ducs de Palma" von der Balearen-Regierung erwogen, dem Duque die Goldene Medaille der Region wieder abzunehmen. Dann müsste jedoch auch die Infantin ihre Medaille abgeben. Bislang ein (noch) undenkbarer Vorgang. (zap)