Dass korrupte Politiker auf Mallorca und anderswo in Spanien stets straffrei ausgehen, gehört zu den unumstößlichen Ansichten politikverdrossener Bürger. Ob dies der Realität entspricht, wird sich in den nächsten Tagen zeigen. Dann nämlich wird der Oberste Gerichtshof Spaniens über die Revision des ehemaligen balearischen Ministerpräsidenten Jaume Matas entscheiden.
In erster Instanz war dieser im März 2012 von einem Gericht in Palma wegen Korruption zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Seine Anwälte beantragten eine Aufhebung des Urteils beziehungsweise eine Reduzierung der Haftstrafe auf unter zwei Jahre - in diesem Fall müsste Matas nicht ins Gefängnis, da er nicht vorbestraft ist. Matas, der von 1996 bis 1999 und 2003 bis 2007 balearischer Ministerpräsident sowie von 2000 bis 2003 spanischer Umweltminister war, könnte im Falle einer endgültigen Verurteilung lediglich eine Begnadigung durch die Regierung in Madrid beantragen.
Matas ist nicht der einzige ehemalige ranghohe Inselpolitiker, der wegen Korruptionsskandalen vor Gericht steht. Auch gegen die langjährige Inselratspräsidentin Maria Antònia Munar sowie den ehemaligen balearischen Tourismusminister Miquel Nadal läuft ein Prozess. Die Staatsanwaltschaft beantragte jetzt Haftstrafen von sechs (Munar) beziehungsweise vier Jahren (Nadal) Haft. Hierbei handelt es sich um die erste Instanz.