Untersuchtungsrichter Eloy Velasco hat am Freitag die Vernehmungen auf Mallorca abgeschlossen. Hells-Angels-Chef Frank Hanebuth wurde bereits am Donnerstag vorgeführt und sitzt in Untersuchungshaft – ebenso wie neun seiner Kumpane und zwei Polizisten. Sechs Personen kamen ohne Geldleistung auf freien Fuß, von weiteren sechs wurde eine Kaution verlangt.
Unter den Verdächtigen ist auch eine Frau, bei der es sich laut Medienberichten um die "Puffmutter" der Rockerbande handeln soll. Insgesamt hatte es nach widersprüchlichen Meldungen der spanischen Nachrichtenagentur EFE 24 Verhaftungen gegeben – und zwar inklusive der korruptionsverdächtigen Polizeibeamten, die den Hells Angels Tipps angeblich Tipps lieferten. Nach der EFE-Zählung wurden insgesamt 22 Strafverfahren eröffnet, lediglich gegen zwei Personen gibt es keine ausreichenden Verdachtsmomente.
Weitere zwei Polizisten und ein Unternehmer sollen ebenfalls ins Visier der Ermittler geraten sein, ohne direkt etwas mit dem Fall zu tun zu haben. Außerdem hieß es gerüchteweise, dass noch Fahndungen laufen, da nicht alle ausgeschriebenen Personen von der Polizei angetroffen wurden.
Die Höhe der eingeforderten Sicherheitsleistungen beläuft sich auf Summen zwischen 12.000 und 60.000 Euro. In drei Fällen sind die Beträge mittlerweile auch tatsächlich bei der Justizkasse eingegangen. Somit befinden sich noch 15 Personen in Haft.
Auf dem Weg aus dem Gerichtsgebäude an der Via Alemania in Richtung U-Haft bezeichnete Frank Hanebuth seine Situation Reportern gegenüber scherzhaft als "Urlaubsverlängerung". "Ich vertraue der spanischen Justiz. Wir warten jetzt die Akteneinsicht ab. Ich habe mir aber nichts zu Schulden kommen lassen, deshalb habe ich nichts zu befürchten", ließ der Hannoveraner Bordellbetreiber über seinen Anwalt ausrichten.
Wie Journalisten der MM-Schwesterzeitung Ultima Hora erfahren haben, sollen den spanischen Behörden allerdings zahlreiche Beweise gegen die Hells Angels vorliegen. Die Rede ist unter anderem von Menschenhandel, Zuhälterei, Erpressung, Betrug und Geldwäsche.
Dabei geht es auch um Pläne zum Bau einer Formel-1-Strecke auf Mallorca, die offenbar mit Schwarzgeld aus der organisierten Kriminalität entstehen sollte. Der Projekt-Promotor Agustín Arbex hat Verbindungen zu den Hells Angels unterdessen energisch bestritten. "Von allen potenziellen Investoren verlangen wir vollständige Transparenz sowie Nachweise über die Herkunft ihrer Mittel", behauptet Arbex.
(Stand Samstag)