Ein zehn Jahre alter Junge aus Deutschland ist von einer Sturmwoge in Cala Figuera im Südosten von Mallorca ins Meer gerissen und erst nach einer dramatischen Rettungsaktion von einem Boot aus geborgen worden. Der Vorfall, der erst jetzt bekannt wurde, hatte sich bereits am Tag der Deutschen Einheit ereignet. Die Wellen waren bis zu drei Meter hoch gewesen.
Der Zehnjährige hatte mit einem Freund auf den Meeresfelsen gestanden und das Schauspiel des aufgewühlten Meeres betrachtet. Dann wurde er plötzlich von einer höheren Welle erfasst und über die Steine ins Meer gerissen, berichtete eine Anruferin dem Mallorca Magazin. Am 3. Oktober war die See an der Südostküste zeitweise sehr stürmisch gewesen.
Im Meer schwamm der Junge rasch von Felsklippen weg. Damit brachte er sich aus der Gefahrenzone, denn die Wogen brachen sich mit aller Wucht an den schroffen Steinen. Augenzeugen alarmierten die Polizei und die Verwaltung im örtlichen Sporthafen.
Dort hatte Mitarbeiterin Alicia Ramírez gerade Dienst. Unverzüglich trommelte sie einen Mitarbeiter und zwei Fischer zusammen. Zu viert jagten sie mit einem Motor-Schlauchboot hinaus.
Der Junge befand sich im Meer am Ausgang der Bucht, auf halben Weg zwischen den Klippen. Er machte "Toter Mann" und trieb auf den Wellen. "Das war das Intelligenteste, was er tun konnte", lobte Ramírez im Nachhinein. Denn der Zehnjährige mied dadurch die tückische Brandung und sparte seine Kräfte. Wäre er gegen die Wogen angewschwommen, hätte er sich rasch ermüdet, so seine Retterin.
Neben dem Zodiac-Schauchboot hatte sich auch ein Fischtrawler auf den Weg gemacht, den Jungen aufzufischen. Aber die Wellen und die Bordwand des Schiffes waren zu hoch. Die Fischer kamen kaum an den Jungen heran.
Dann warf Ramírez dem Jungen eine Schwimmeste zu, während die Wogen immer wieder in das Schauchboot fluteten. Es gelang ihr schließlich, den Burschen ins Innere zu ziehen. Das Fischerboot hatte sich so gestellt, dass es die Retter vor den heranrollenden Wellen etwas abschirmte, berichtete eine MM-Augenzeugin, die anonym bleiben wollte.
Der Junge hatte offenbar vom Sturz über die Klippen Abschürfungen und Prellungen davongetragen. Er war 15 bis 20 Minuten im Meer getrieben, schätzte Ramírez. Um 17.45 Uhr befand sich der Junge in Sicherheit.
Mittlerweile war auch die Polizei eingetroffen, hatte die Eltern des Jungen und dessen Freundes verständigt. Nach Ramírez Worten hatten zuletzt fast 100 Menschen von den Klippen in Cala Figuera aus um die Rettung des Jungen mitgebangt. "Die Einsatzkräfte haben ganz vorbildlich reagiert und gehandelt", befand die deutsche Augenzeugin.
Gerade in der kalten Jahreszeit ist Mallorcas Küste bei stürmischer See tückisch. Wanderer und Spaziergänger sollten gehörig Abstand zur Brandungszone halten. Es kommt immer vor, dass einzelne, höhere Welle plötzlich als sicher angenommenes Land überspülen und per Rücksog Menschen mit sich ins aufgewühlte Meer reißen. In den vergangenen Jahren ereigneten sich dabei mehrere Todesfälle.