Der ehemalige Balearen-Präsident Jaume Matas hat seine neunmonatige Gefängnisstrafe aus einem Korruptionsfall auf Mallorca angetreten. Am gestrigen Montag präsentierte sich der 59-jährige Ex-Politiker der konservativen Volkspartei PP am Eingang der Haftanstalt Segovia 90 Kilometer außerhalb von Madrid.
Die von einem Gericht in Palma angeordnete Ladung zum Haftantritt sollte über die Justiz in der spanischen Hauptstadt zugestellt werden, wo Matas seinen Wohnsitz hat, seit er den Reisepass abgeben musste und deswegen einen Job als Unternehmensberater in den USA verlor.
Obwohl das Schreiben wegen des umständlichen Post- und Verwaltungswegs nie ankam, hatte Matas offenbar über die Medien von dem Haftbefehl erfahren. Statt die Ladung bei Gericht per Unterschrift entgegenzunehmen, reiste er in Begleitung eines Sohnes direkt nach Segovia. Nach Berichten der Tageszeitung Ultima Hora wurde ihm offenbar keine bestimmte Haftanstalt zugewiesen, sondern freie Wahl gelassen.
Laut seiner Anwältin Pilar Gómez Pavón entschied sich Matas für Segovia, weil das dortige Gefängnis kleiner und ruhiger ist als Anstalten in Madrid. Matas glaube, dass er sich auf diese Art besser von einer Operation am Ohr erholen könne. Angeblich hört der Mallorquiner derzeit kaum etwas und braucht täglich ärztliche Behandlung. Die Haftanstalt Segovia ist auch in der Vergangenheit schon als Promi-Gefängnis bekannt geworden. Ihre Strafen verbüßten dort unter anderem der im schmutzigen Krieg gegen die ETA verurteilte ehemalige Innenstaatssekretär Rafael Vera (PSOE) und der Ex-Vorsitzende der PP-Jugend Angel Carromero, der in Kuba mit Oppositionellen unterwegs war und einen Auto-Unfall verursacht haben soll.
Die spanische Regierung hatte kürzliche eine Begnadigung von Matas abgelehnt und damit das letzte formale Hindernis für den Haftantritt aus dem Weg geräumt. Ein erstes Urteil gegen den 59-Jährigen wurde im Juli 2013 rechtskräftig, nachdem das Oberste Gericht das Strafmaß von sechs Jahren auf neun Monate heruntergesetzt hatte. Allerdings laufen noch über 20 weitere Verfahren gegen den früheren Chef der konservativen Volkspartei PP auf den Balearen. Als Folge der zahlreichen Bestechungsvorwürfe sind voraussichtlich weitere Verurteilungen zu erwarten.
Matas hatte vergeblich eine Begnadigung oder alternativ die Umwandlung seiner Strafe in Sozialarbeit beantragt. Der studierte Wirtschaftswissenschaftler amtierte zwischen 1996 und 1999 sowie von 2003 bis 2007 als Regierungschef auf den Inseln. Von 2000 bis 2003 war er Umweltminister in der Regierung Aznar.