Der vor zehn Monaten publik gewordene Polizeiskanal in Palma de Mallorca erfährt eine neue Verschärfung: Am Sonntag ließen die Anti-Korruptionsstaatsanwälte neun Beamte der Lokalpoliziei festnehmen, unter ihnen ein ehemaliger Vize-Chel der Behörde sowie der frühere Leiter der sogenannten "grünen Patrouille", die unter anderem für die Lärmmessungen von Musiklokalen an der Playa de Palma zuständig ist. Der Tatverdacht lautet: Bildung einer kriminellen Bande.
Die Beamten werden weiter beschuldigt, Vergehen verdeckt oder nicht verfolgt zu haben. Im Verlaufe der Ermittlungen war wiederholt der Vorwurf gegen Angehörige der Lokalpolizei erhoben worden, bei "befreundeten" Freizeitunternehmen weniger streng auf die Einhaltung der Vorgaben geachtet zu haben. Einige der Polizisten stehen zudem im Verdacht, Unternehmer an der Playa de Palma genötigt oder erpresst zu haben.
Die ersten Ermittlungen der Staatsanwaltschaft hatten 2013 begonnen, als der Verdacht aufkam, bei der Besetzung von Polizeistellen seien einzelne Bewerber illegal bevorzugt worden. Je tiefer die Antikorruption-Staatsanwälte sich in die Fälle einarbeiteten, desto mehr stießen sie auf verdächtige Machenschaften. Im Januar dieses Jahres wurden dann erstmals ein Dutzend Beamte der Lokalpolizei in einer konzertierten Aktion festgenommen und verhört. Der Skandal wurde publik und sogar zu einem Politikum.
Einige der Tatverdächtigen befanden sich zeitweise in Haft und kamen dann unter Auflagen frei. Sie dürfen sich etwa einigen Kollegen oder ihren bisherigen Dienstzimmern nicht nähern. Gleichwohl sollen in den Amtsstuben Unterlagen aus Polizeiakten verschwunden sein. Die Polizeidezernentin der Stadt Palma, Angélica Pastor, hatte vor einigen Wochen zudem einen anonymen Drohbrief in ihrem Büro in der Hauptwache der Lokalpolizei in der Sant-Ferran-Straße vorgefunden. Auch zu diesen Vorkommnissen hat die Justiz die Ermittlungen aufgenommen.
Unterdessen haben, wie die spanische Tageszeitung Ultima Hora am Montag berichtete, jetzt zwei Beamte der Einheit, die als Zeugen unter dem Schutz der Staatsanwaltschaft stehen, den Antrag gestellt, ihre Dienstwaffen 24 Stunden am Tag bei sich führen zu dürfen. Der Grund: Die Männer fühlen sich aufgrund der Enthüllungen und Ermittlungen, die sie gegen beschuldigte Kollegen angestoßen haben, ihres Lebens nicht mehr sicher.