Der Süden der Halbinsel von Calvià soll zum Naturpark erklärt werden. Das hat die Verwaltung der Gemeinde im März bei der Balearen-Regierung beantragt.
Das Areal um das Cap de Cala Figuera und Rafaubetx misst knapp acht Quadratkilometer. Das entspricht 5,39 Prozent der Gesamtfläche Calviàs. Es grenzt im Westen an die Siedlung El Toro, im Norden an Sa Porrassa und im Osten an Portals Vells. Der südliche Teil wird hauptsächlich von Steilküste umschlossen. Zwei wichtige Meeresschutzzonen liegen davor, die Illes Malgrats und die Illa del Toro. Das Areal ist unbebaut und großteils bewaldet.
"Es stellt neben der öffentlichen Finca Galatzó die zweite große grüne Lunge unserer Gemeinde dar", sagt Eduardo Cozar von der lokalen Umweltabteilung. Doch der Wert des Areals geht weit über den umfangreichen Waldbestand hinaus.
In den teils mehr als Hundert Meter hochragenden Felsklippen der Küste brüten zahlreiche geschützte Vogelarten, darunter Triele, Wanderfalken, Korallenmöwen, Krähenscharben - sie gehören zur Familie der Kormorane - und Balearensturmtaucher, eine nur auf den balearischen Inseln brütende Sturmvogelart. Auch ein Fischadler-Pärchen hat das regionale Amt für Artenschutz ausgemacht.
Andere in den Felsen nistende Vögel stehen zwar nicht unter Schutz, sind aber dennoch ökologisch wertvoll, etwa Fahlsegler mit ihren auffallenden gegabelten Schwänzen, Felsentauben, Steinsperlinge oder Steppenmöwen. In den Wäldern sind winzige Zwergeulen zu beobachten, Pieper, Amseln, Wiedehopfe und viele andere Vogelarten.
An Land leben verschiedene geschützte Reptilien, darunter eine bedeutende Population maurischer Landschildkröten und eine nur auf der Illa del Toro vorkommende Eidechse. Der endemische Frosch Bufus balearicus ist hier zu finden, ein seltener Igel sowie das Mauswiesel, ein kleines Raubtier aus der Familie der Marder.
Zum Naturschutzwert kommt die geschichtliche Bedeutung. Im Wald befinden sich römische Ruinen und eine archäologische Stätte aus prähistorischer Zeit. In Portals Vells liegt eine gewaltige Wallfahrtsgrotte aus dem 16. Jahrhundert, Sa Cova de la Mare de Déu. Drei große, von Weitem sichtbare Felslöcher führen in die Höhle hinein. Sie gleichen gewaltigen Toren (Portals) und haben der Bucht ihren Namen gegeben.
Um die Bucht von Portals Vells sieht man mehrere Steinbrüche, von denen im Mittelalter Sandstein unter anderem zum Bau der Kathedrale von Palma abgetragen wurde.
An der Bucht von Cala Figuera steht ein Wachturm, der im Jahr 1579 zur Sicherung der Küste gegen Piratenangriffe errichtet wurde. Daneben liegt eine verlassene Militäranlage. Nach dem Ersten Weltkrieg richtete die spanische Küstenwacht hier einen Stützpunkt zur Sicherung der Bucht von Palma ein. Die Anlage wurde später erweitert und erst vor gut 20 Jahren verlassen. Die Kanonen sind inzwischen abgebaut und Bunker versperrt worden. Leider sind die Gebäude mit Graffiti besprüht. Der von Weitem zu sehende Leuchtturm von Cala Figuera wurde im Jahr 1860 gebaut und war bis in die 1990er Jahre bewohnt.
Gegen Verbauung ist das Gebiet seit langem geschützt, denn seit 1991 ist es als "Suelo rústico protegido" (geschützter ländlicher Raum) klassifiziert. Die Erklärung zum Naturpark würde es erlauben, Flora und Fauna besser zu erhalten, die Öffentlichkeit intensiver zu informieren und das Areal besser zugänglich zu machen, sagt Eduard Cozer. Das sei zurzeit schwer, weil sich einige Teile in Privatbesitz befänden und andere dem spanischen Verteidigungsministerium gehörten.
(aus MM 12/2016)