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Eines der letzten Vogelparadiese

Diese Gelbfußmöwe hat soeben ein Ei erbeutet - auch das gibt es in La Gola zu sehen. | Lupe Suárez

| Port de Pollença, Mallorca |

Es ist eine Oase der Ruhe mitten im Touristentrubel. Nur einen Steinwurf vom quirligen Familienstrand von Port de Pollença entfernt liegt das Vogelzentrum La Gola. Wer nicht davon weiß, läuft leicht daran vorbei. Dabei bietet das kleine Feuchtgebiet eine erstaunliche ornithologische Vielfalt und eine reiche Flora.

Mitten im sieben Hektar großen Areal liegt ein See, der genau genommen keiner ist. Zwei Sturzbäche, Siller und Gotmar, fließen zusammen und bilden einen breiten Wasserkörper, bevor sie ins Meer münden. Eine Fülle von Pflanzen, die an Salzwasser-Feuchtgebiete angepasst sind, wachsen hier, unter anderem Französische Tamarisken, strauchartige Bäume mit feinen, schuppenartigen Blättern, verschiedene Queller, Wilde Pistazien und Sauergräser. Ein 750 Meter langer Pfad mit Hinweistafeln zu den Vögeln, die hier beobachtet werden können, führt durch das Gebiet. Holzbrücken überqueren das Wasser. Dahinter befindet sich ein Kiefernwald. Nur Vogelgezwitscher und das Plätschern von Enten ist zu hören. Sonst herrscht Stille.

Im Sommer ist die Vogelvielfalt nicht so groß wie im Frühling oder Herbst, wer aber morgens oder abends vorbeischaut, kommt auch jetzt auf seine Kosten. In der Frühe fischen Seidenreiher nach Meeräschen, Goldbarschen oder Aalen im Wasser. Auch Fischadler schauen deshalb gerne vorbei. Teichhühner brüten. Samtkopf-Grasmücken mit ihrem auffälligen harten Lockruf "zeeck" sind zu hören, meist auch Stieglitze, Grünfinken und Girlitze. Enten ziehen ihre Bahnen und Gelbfußmöwen, von Weitem zu erkennen an ihren langen gelben Beinen, sind auf ihre Lieblingsbeute aus: die Eier der Enten. "Wer ein geübtes Auge hat, wird in den Kiefern Fichtenkreuzschnäbel und die winzigen Wintergoldhähnchen erspähen", sagt Lupe Suárez.

Die Biologin empfängt die Besucher im Informationszentrum am Eingang. Dort befinden sich Info-Tafeln, es liegen Broschüren zu den Naturschutzgebieten der Insel aus sowie Vogelkundebücher. An der Eingangstür hängt eine alle zwei Wochen aktualisierte Liste von Vögeln, die zurzeit auf Mallorca zu beobachten sind. "Viele Leute kommen nur her, um auf die Liste zu schauen", erzählt Suárez. Andere kommen, weil sie einen ungewöhnlichen Vogel gesehen haben. "Dann zeigen sie mir ein Foto, das sie gemacht haben, oder beschreiben mir das Exemplar und ich sage ihnen, was es ist." Auch Tipps, wo bestimmte Vögel zu sehen sind, gibt die Biologin. Organisierte Vogelkunde-Touren bieten Ornithologen an. Ziele und Termine hängen im Zentrum aus.

WOCHENTAGS GEÖFFNET, FREIER EINTRITT

Das ornithologische Touristenzentrum La Gola, wie es offiziell heißt (Centre de Turisme Ornitològic La Gola), wurde 2007 errichtet, musste jedoch 2010 wieder schließen. Seit Februar ist die Anlage wieder geöffnet. Sie wird vom Rathaus von Pollença finanziert.

Der Eintritt ist frei. Das Feuchtgebiet ist jederzeit zugänglich. Im Hochsommer empfiehlt sich ein Besuch früh morgens bis 8 Uhr sowie abends gegen 20 Uhr.

Öffnungszeiten des Info-Zentrums: Montag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr (Juli und August). Das Vogelzentrum legt direkt hinter der Hafenpromenade von Port de Pollença (C/ Temple Fielding).

Weitere Informationen unter ctolagola.com
Telefon: 692-644036

(aus MM 28/2016)

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