Mehrere Tausend Menschen haben am Sonntagabend in der Innenstadt von Palma ihre Solidarität mit den Katalanen bekundet und gut zwei Stunden gegen die Zentralregierung und Polizeigewalt demonstriert. Anlass war das von der Regionalregierung in Barcelona organisierte Unabhängigkeits-Referendum. Bei Zusammenstößen zwischen von Madrid entsandten Beamten, Wählern und Demonstranten waren in Barcelona 844 Personen teils schwer verletzt worden.
Nicht nur auf Palmas Rathausplatz, auch in anderen Inselgemeinden machten die Menschen ihrem Unmut über das Vorgehen der spanischen Regierung, die den Volksentscheid mit allen Mitteln verhindern wollte, Luft. Während Beobachter bei der Demonstration auf Palmas Plaça Cort von bis zu 3000 Teilnehmern ausgehen, kam es in Sineu, Llubí und Artà zu symbolischen Referenden, bei denen sich die Bürger solidarisch mit Katalonien zeigen konnten. In Sa Pobla wurde ein Manifest verlesen, in Felanitx kamen gut 400 Personen zu einer spontanen Kundgebung zusammen.
Die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol hat die Gewalt der Polizei gegen wahlwillige Bürger kritisiert. Dialog und Demokratie seien der einzige Weg, den Konflikt zu lösen. Armengol bekundete "tiefe Trauer" über die Geschehnisse. Mallorcas Inselratspräsident Miquel Ensenyat hat den spanischen Regierungschef Mariano Rajoy zum Rücktritt aufgefordert. "Der Druck und die Gewalt gegen die Bürgerschaft, die wählen will, sind unvereinbar mit der Demokratie", erklärte Ensenyat. "Wieder einmal wurde deutlich, wie unfähig Rajoy ist", zitiert die MM-Schwesterzeitung Ultima Hora den Sprecher des linksgrünen Bündnisses Més, David Abril.
Der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy verkündete am späten Sonntagabend vor den Fernsehkameras, es habe in Katalonien kein Referendum gegeben. "Der Rechtsstaat bleibt mit all seiner Stärke in Kraft." Die Sicherheitskräfte hätten "ihre Pflicht" getan und nur die Entscheidungen der Justiz umgesetzt.
Die katalanische Regionalregierung um Ministerpräsident Carles Puigdemont hingegen will in den kommenden Tagen die Unabhängigkeit von Spanien erklären. Die Mehrheit der Befürworter einer Abspaltung sei überwältigend, hieß es vonseiten der Behörden. (red)