Wie befürchtet, ist der 1. Oktober kein friedlicher Tag in Spanien. Das lässt sich schon nach einer Zwischenbilanz über das Unabhängigkeitsreferendum in Katalonien sagen. Es hat Zusammenstöße zwischen Menschen auf dem Weg zur Urne und der Polizei gegeben. Deren Auftrag ist, die vom Verfassungsgericht für illegal erklärte Abstimmung zu verhindern. Medienberichten zufolge gibt es mindestens 38 Verletzte, drei davon schwer.
Unter anderem soll von der Polizei mit Gummikugeln auf Menschen geschossen worden sein. Ob die Situation weiter eskaliert, ist unklar.
Der katalanische Ministerpräsident Carles Puigdemont kritisierte "Gewalt, Schlagstöcke und Gummigeschosse." Über die Zentralregierung von Mariano Rajoy meinte Puigdemont: "Die Schande wird sie ewig begleiten."
Über die Aussagekraft des Referendums, das rechtlich nicht bindend ist, war schon im Vorfeld gestritten worden, nachdem die Zentralregierung einen großen Teil der Wahl-Infrastruktur zerstört hatte. In einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" schildert der deutsch-spanische Historiker Carlos Collado Seidel seine Sicht der Dinge: "Der katalanischen Regierung geht es nunmehr um etwas anderes: Sie will Bilder haben, die um die Welt gehen. Sie will Aufnahmen von Menschen haben, denen die Wahlzettel aus den Händen gerissen werden. Es sollen Bilder entstehen, die zeigen: das Urrecht jeder Demokratie, abzustimmen, wird hier durch den 'spanischen Faschismus', so die Diktion, unterbunden.
Auch von Mallorca aus haben sich zahlreiche Politiker nach Katalonien aufgemacht, um das Referendum "live" zu verfolgen, sozusagen als Wahlbeobachter. Darunter sind unter anderem die Stadträte Llorenç Carrió (Palma) und Biel Frontera (Inca) von der Partei Més.