Folgen Sie uns F Y T I R

Am Sóller-Tunnel wird schon nicht mehr kassiert

Kostet bald keine Gebühr mehr: der drei Kilometer lange Tunnel unter der Serra de Tramuntana, der Bunyola mit Sóller verbindet. | Archiv UH

| Bunyola, Mallorca |

Am Donnerstagabend findet vor der Einfahrt in den Sóller-Tunnel bei Bunyola eine Feier statt, auf der Inselratspräsident Miquel Ensenyat und Ministerpräsidentin Francina Armengol sprechen werden. Ab Mitternacht dann ist die einst teuerste Röhre Spaniens mautfrei. Kassiert wird aber schon seit Donnerstagmittag nicht mehr. Dies sei nicht mehr möglich, da bereits Arbeiten rund um die Mautstelle getätigt werden, heißt es.

Eigentlich hätte die Durchfahrt bereits seit 1. September kostenlos sein sollen. Doch dann hatte im Sommer ein Gericht den Rückkauf der Konzession von der Betreiberfirma durch den Inselrat von Mallorca zunächst gestoppt. Am 14. Dezember wurde bekannt, dass das Verwaltungsgericht nun einem Einspruch der Behörde folgt und im Sinne der Freigabe des Tunnels entschied. Hintergrund des Rechtsstreits war ein Konflikt des Inselrates mit dem bisherigen Konzessionär der Röhre gewesen.

Die Verkehrsbehörde hatte beschlossen, den Tunnelbetreiber Golbalvía für die Restlaufzeit der Konzession mit 17,4 Millionen Euro zu entschädigen. Mit der erneuten Verzögerung wird der Inselrat dem bisherigen Lizenznehmer sogar nur noch 16,2 Millionen Euro bezahlen, hieß es in der Mitteilung. Globalvía hatte mehr als 30 Millionen Euro gefordert. Für die Autofahrer ist die Gratis-Nutzung des Tunnels ein Novum. Seit seiner Eröffnung vor 20 Jahren musste jeder eine Maut abdrücken, die stetig stieg. Zur Tunnel-Eröffnung waren umgerechnet gut fünf Mark pro Durchfahrt fällig.

Der Sóller-Tunnel verläuft auf einer Länge von 3023 Metern unter der Serra de Alfàbia. Er verbindet als Schnellstraße Ma-11 die Gemeinde Bunyola im Süden mit dem Orangental im Norden. Er wurde am 19. Februar 1997 offiziell eröffnet und war auch Protagonist in einem Korruptionsfall. So musste der amtierende Ministerpräsident Gabriel Cañellas (PP) auf Druck aus Madrid seinen Hut nehmen, weil bei der Vergabe geflossene Gelder offenbar in die Finanzierung seines Wahlkampfes gesteckt wurden. Die Konzession für Bau, Instandhaltung und Betrieb der Röhre war 1989 für 33 Jahre vergeben worden und wird nun vorzeitig zurückgekauft.

Für viele Einwohner auf beiden Seiten des Tunnels, aber auch für die Urlauber bedeutet der Wegfall der Maut eine finanzielle Erleichterung, nicht umsonst war der Sóller-Tunnel einer der teuersten Straßentunnel Europas. 5,10 Euro musste jeder Autofahrer zuletzt für die Durchfahrt abdrücken, also 1,70 Euro pro Kilometer. Der Titel des teuersten Straßentunnels des Landes war der Röhre sicher. Das ergab eine Studie, die die Vereinigung Automovilistas Europeos Asociados (AEA) durchgeführt hatte. Zum Vergleich: der günstigste Straßentunnel Spaniens, für den eine Maut bezahlt werden muss, verläuft zwischen Sevilla und Cádiz und hat einen Kilometerpreis von 7 Cent.

Auch wegen des hohen Mautpreises hatten sich vor allem viele Einwohner und Politiker aus Sóller und Bunyola - trotz Subventionen - für ein vorzeitiges Ende der Tunnelmaut stark gemacht. So versammelten sich, als bekannt wurde, dass sich der Rückkauf der Konzession verzögert, spontan Demonstranten, darunter die Bürgermeister beider Gemeinden, mit Transparenten am Südportal. Darauf war zu lesen: "Tunel gratuït" - "Tunnel gratis". Jetzt, knapp vier Monate später, wird ihr Traum wahr.

Experten erwarten im Orangental einen Besu-cheransturm vor allem von Mallorquinern. Bürgermeister Jaume Servera (Més) tritt aber auf die Bremse. "Eine solche 'Invasion' wird es nicht geben", sagte der Alkalde unlängst im MM-Interview. "Aber einige Mallorquiner mehr werden sich sicher in unser Dorf verirren."

aktualisiert um 16.12 Uhr

Der Bericht ist Teil des Themas der Woche im neuen MM. Die vollständige Berichterstattung lesen Sie in der jüngsten Ausgabe (52/2017), erhältlich am Kiosk auf Mallorca, sowie an den Bahnhöfen und Flughäfen in Deutschland; oder auf E-Paper.

Zum Thema
Meistgelesen