Kurz vor den Feiertagen drängelt sich in diesem Jahr eine Rekordzahl an Besuchern durch Palma, Weihnachtsshopping fern der Heimat erfreut sich wachsender Beliebtheit. Wer rund um Rambla und Plaça Major nach einem Mitbringsel sucht, kann sich abseits von Boutiquen & Co. auch auf den dortigen Weihnachtsmärkten umschauen. Allzu viel festliches Ambiente sollte man aber nicht erwarten.
Besucher flanieren vielmehr eine lange Reihe eher schmuck- und tannenzweigloser Buden entlang. Die Auslagen – Schmuck, Lederwaren, Keramik oder Kleidung – erinnern an die Kunsthandwerksmärkte, wie es sie auf den zahlreichen Insel-Firas auch zu anderen Jahreszeiten gibt. Das ein oder andere inseltypische Präsent lässt sich aber ergattern. So verwandelt sich die Plaça Major kurz vor den Feiertagen in ein regelrechtes Mekka für Krippenfiguren, sie füllen die Verkaufsregale in allen Größen und Preisklassen. Gabriel Aguiló bringt die Figuren aus Ton und gehärtetem Stoff seit 58 Jahren an mehr oder weniger gläubige Kunden. Das Ensemble aus Jesus, Maria und Josef inklusive Schutzengel, Ochs und Esel gibt es bei ihm ab 20 Euro. Die batteriebetriebene Version kostet allerdings beträchtlich mehr. „Vor allem Mallorquinern gefällt das“, sagt er.
Gleich um die Ecke wacht Paco Torsuda über seinen Stand mit traditionellen mallorquinischen Stickereien. In minutiöser Handarbeit dekoriert er Decken, Kissenbezüge, Lampenschirme, aber auch Fußballwimpel. Ein kleines Deckchen gibt es ab 20 Euro, ein mit bunten Stickereien dekorierten Spiegelrahmen, an dem er Monate gearbeitet hat, schlägt mit über 600 Euro zu Buche. „Ich habe das Sticken als kleiner Junge im Fernsehen entdeckt. Mich entspannt es“, erzählt er.
An der Rambla bietet Gustavo Selleng Duftkerzen feil, als Einziger in Palma, wie er sagt. Für deutsche Weihnachtsmarktklientel auf den ersten Blick kein Renner, doch mit Aromen wie „Paco Rabanne“ setzt er sich zumindest vom weihnachtlichen Allerlei ab. Ein paar Meter weiter bemalt Architektin Elma Torterolo Fächer aus Baumwolle und Seide mit filigranen floralen und geometrischen Mustern. 45 Minuten sitzt sie an einem Exemplar, ein solches Mitbringsel gibt es bereits ab acht Euro. Wer etwas ganz besonders Ungewöhnliches und Inseltypisches für den Gabentisch sucht, wird bei Mateo Palou fündig. Er verkauft handgeschneiderte mallorquinische Trachten und Schuhe, wie sie auf den Firas oder beim Inseltanz, dem Ball de Bot, getragen werden. „In Deutschland sind zwar die Häuschen auf den Weihnachtsmärkten schöner, dafür aber wird viel Ramsch ‚Made in China’ angeboten”, findet Palou.
Ein Kontrastprogramm zum Folklore-Shopping bieten die Weihnachtsmärkte im Pueblo Español und Puerto Portals. Auf den bei den Deutschen populärsten Weihnachtsmarkt im „Spanischen Dorf” muss man allerdings bis zum nächsten Jahr warten. Die diesjährige Ausgabe ging am 9. Dezember zu Ende und verzeichnete mit 100 Ständen einen Ausstellerrekord, Kunstschneeregen, Glühwein und Weihnachtsmann, der die Wünsche des Besuchernachwuchses entgegennahm, inklusive. Wer das Event verpasst hat, kann sich in Puerto Portals noch eine Dosis echtes Weihnachtsambiente holen. Der stimmungsvolle Markt vor Yachtkulisse dauert noch bis zum 6. Januar. In stilechten Holzhütten mit Tannenzweigdeko werden Kunsthandwerk, Naturkosmetik, Schmuck und eine Auswahl an kulinarischen Weihnachtsspezialitäten aus aller Welt angeboten.
Auch Santa Ponça ist im Weihnachtsfieber. Auf dem naturgemäß nur mittelfestlichen Messegelände gibt es bis zum 16. Dezember nicht nur eine Menge Weihnachtsplätzchen, sondern auch die größte Lego-Ausstellung Spaniens zu sehen.
Und – oh Wunder!- auch im Bierkönig weihnachtet es. Der spanische Comedian „El Casta” alias Agustín Martínez Martínez eröffnete am 5. Dezember den Weihnachtsmarkt. Wo sonst ausufernd und ganz unbesinnlich gefeiert wird, befindet sich in diesem Jahr neben festlich dekorierten Ständen erstmals auch eine Eislaufbahn, die Besucher noch bis zum 16. Dezember kostenlos nutzen können.
Wer dagegen mehr über die mallorquinische Weihnacht und die Krippenbautraditionen der Insel erfahren will, hat dazu bis zum 6. Januar unter anderem im Centro de Cultura la Misericordia in Palma Gelegenheit. Dort werden rund 20 Krippen ausgestellt. Das Besondere daran: Sie transportieren die Geburt Jesu aus dem fernen Bethlehem auf die Insel. Zum Inventar der Krippen gehören daher immer auch typische Szenen aus dem bäuerlichen Leben, Tanz und Markttreiben inklusive.