Es ist so schön ruhig hier. Das Meer plätschert fast liebevoll an diesem ungewöhnlich sonnig-warmen Februartag an die Küste, Möwen schreien in der Ferne, die Eidechsen-Insel Dragonera samt Leuchtturm schwebt am Horizont. Nur entfernte Hammergeräusche in renovierungsbedürftigen Ferienwohnungen künden davon, dass die Gegend in dieser isolierten Insel-Ecke im Winter nicht menschenleer ist.
Richtet man den Blick von der schmucken weißen Apartment-Anlage Porto Drac in Sant Elm nach unten, verwandelt sich die mediterrane Idylle im Nu in etwas Verstörendes: Denn mitten in den Felsen liegt einem Loch gleich – frei und nicht zu übersehen – ein auffallend tiefer, großer und leerer Pool. Er ist von einem von der Lokalpolizei Andratx aufgestellten unansehnlichen Zaun umgeben, die bläulichen Wände wurden mit Graffitis verunziert. Neben dem Zaun ist der geflieste Boden wohl infolge von Stürmen teilweise eingestürzt.
„Seit zwei bis drei Jahren ist das Becken nicht mehr benutzbar”, ärgert sich Anwohnerin K. G. am Telefon. „Und die von der Gemeinde Andratx machen gar nichts.” Die Schweizerin lebt mit ihrem Ehemann in der aus 80 Wohnungen bestehenden Porto-Drac-Anlage, die sich am Südrand des an italienische Riviera-Orte erinnernden Dorfs befindet. Der Pool, an dessen Rand ein stillgelegtes Restaurant liegt, wurde zwar von den Bewohnern der Anlage mitbenutzt, gehört aber nicht direkt dazu und befindet sich im Zuständigkeitsbereich der spanischen Küstenschutzbehörde.
Und das ist das Problem. Die Gemeinde Andratx sieht sich deswegen laut Bürgermeisterin Katia Ruarch nicht in der Lage, schnell Abhilfe zu schaffen. Die in Madrid ansässige Küstenschutzbehörde sei gefordert, sagte sie MM. Behörde gegen Behörde – das kann dauern.
Der leere Pool von Sant Elm schmerzt die Menschen dort wie ein Pfahl in gesundem Fleisch. Denn der Rest des Taucherparadieses ist über Gebühr proper: Hotels werden gerade renoviert, vom kleinen Strand aus kann man aufs türkisfarbene Meer blicken, im Restaurant Na Caragola schenkt ein deutschsprachiger Urlauber seiner Reisegefährtin betont galant einen Weißwein ins Glas. Und von Bänken nahe der kurzen Flanierstraße aus kann man teils unter Kiefern in die Unendlichkeit blicken.
Es fehlt nur, dass die Ruine am Südende hurtig wieder hergerichtet wird. „Wir wollen endlich wieder einen Pool haben”, so Anwohnerin K. G..