Das EU-Parlament hat am Dienstag beschlossen, ab 2021 auf die jährlich zweimalige Zeitumstellung zu verzichten. Somit ist die anstehende Umstellung in der Nacht auf Sonntag, 31. März, voraussichtlich eine der letzten. Auf Mallorca ist die Entscheidung positiv aufgenommen worden. Das gilt insbesondere für die Politiker der links-regionalistischen Ökopartei Més. Sie hatten bereits 2016 erfolgreich einen Antrag im Regionalparlament eingebracht, der für die Balearen die ganzjährige Sommerzeit forderte.
Was damals noch von Madrid und Brüssel abgelehnt wurde, scheint heute machbar. In der Praxis dürfte das aber gar nicht so einfach werden, denn je nach getroffener Neuregelung wären die Folgen ganz unterschiedlich. Fest steht: Verschiedene Zeitzonen an den nationalen Grenzen sind denkbar, und in Deutschland wird zum Beispiel darüber debattiert, ob denn nun permanent die Sommerzeit oder die Winterzeit gelten soll.
Der balearische Meteorologe Agustín Jansá hat jedenfalls Folgendes für die Inseln klargestellt: Wird ganzjährig die Sommerzeit angewendet, dann geht auf Mallorca die Sonne im Winter erst um 9.06 Uhr auf. Schüler und Berufspendler wären also bei Dunkelheit unterwegs.
Abends hingegen würde die Sonne um 18.28 Uhr im Meer versinken. Im Sommer wiederum würde es (wie bisher) um 6.22 Uhr hell werden, die Nacht hingegen um 21.20 Uhr anbrechen. Sollte jedoch im Gegenbeispiel das ganze Jahr über Winterzeit gelten, dann würde es sommers schon um 5.22 Uhr in der Früh hell werden. Der Sonnenuntergang würde sich dann um 20.20 Uhr abspielen. In der kältesten Jahreszeit wiederum würde die Sonne (wie bisher) um 8.06 Uhr auf- und um 17.26 Uhr untergehen.
Dabei ergibt sich für Spanien insgesamt noch eine ganz andere Fragestellung: Die Uhren sind künstlich um eine ganze Stunde vorgestellt. Und das seit 1940. Der Grund: Diktator Franco rückte sein Land an die Uhrzeit der verbündeten Achsenmächte Deutschland und Italien heran – ungeachtet der Tatsache, dass weite Teile Spaniens geografisch in der Zeitzone der Westeuropäische Zeit (WEZ) liegen, und die spanischen Uhren demnach eigentlich wie in England, Portugal und auf den Kanaren ticken müssten. Eine Abkehr von der „franquistischen” Zeitzone zurück in die Westeuropäische Zeitzone (WEZ) würde also bedeuten, dass Urlauber aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, wo die Mitteleuropäische Zeit (MEZ) gilt, ihre Uhren eine Stunde zurückstellen müssten, wenn sie nach Spanien flögen.
Allerdings wären die Balearen wiederum von der Rückkehr zur WEZ beziehungsweise Londoner Greenwich-Zeit benachteiligt, da sie geografisch – anders als große Teile der Iberischen Halbinsel – weit im Osten liegen, und somit näher an Paris, Berlin und Rom ticken. Zum Vergleich: Zwischen dem Sonnenaufgang in Palma und in der nordwestspanischen Region Galicien liegen 50 Minuten Unterschied, was nahezu einer vollständigen Zeitzone entspricht.
Möglicherweise könnten Mallorca und die Nachbarinseln bald eine eigene Zeitzone beanspruchen, falls das Festland in die WEZ abrücken sollte. So wird es bereits heute für die Kanaren gehandhabt. Im spanischen Radio heißt es stets: „Es ist 12 Uhr; 11 Uhr auf den Kanaren.” Künftig müsste die Durchsage vielleicht lauten: „Es ist 12 Uhr; 13 Uhr auf den Balearen.” (as/mic/nimü)