Man ist mit Familie oder Gästen zu Hause und hat in einer hektischen Woche mal wieder keine Zeit für einen richtigen Einkauf geschweige denn Lust zum Kochen. Oder es geht einem vielleicht so schlecht, dass man noch nicht einmal Lust auf den Weg zur Apotheke hat. Das sind nur zwei von vielen Situationen, die weltweit für wachsenden Bedarf an Lieferdiensten sorgen. Auch eine Flasche Champagner, eine Packung Kondome oder vielleicht eine Ensaimada-Teigschnecke aus der typisch mallorquinischen Bäckerei sind kein großes Problem. Immer vorausgesetzt, man befindet sich in der Inselhauptstadt Palma – je zentraler desto besser – und bezieht auch die Bestellung von dort.
Während eine lateinamerikanische Meeresfrüchtesuppe aus dem Viertel Pere Garau beim lokalen Marktführer Glovo noch nicht einmal als Sonderwunsch geordert werden kann, da sich das betreffende Lokal „außerhalb des Einzugsbereichs” befindet, so funktioniert die Zusammenarbeit mit Pizza- und Sushi-Lokalen, Kentucky Fried Chicken oder McDonalds recht reibungslos. Die beiden großen Schnellimbisse arbeiten auf Mallorca bevorzugt mit Glovo zusammen und haben auf der Einstiegsseite jeweils einen ebenso großen Button wie alle anderen Restaurants zusammen. Ab einem Volumen von 15 Euro kostet der Fast-Food-Service 2,50 Euro, bei geringeren Mengen 3,90 Euro. Im MM-Test ergab sich eine Wartezeit von etwa 35 Minuten.
Will man etwas Feineres, hängen die Konditionen auch vom Standort ab. Thai-Nudeln nach Son Rapinya schlagen mit 4,50 Euro zu Buche, befindet man sich in der MM-Redaktion im Gewerbegebiet Son Valentí, so sind es nur 2,90 Euro. Je nach Restaurant schwanken die Preise zwischen 1,90 und 5,50 Euro, für den Nachtdienst zwischen 0 und 8 Uhr sind 7 Prozent Aufschlag fällig.
„Wir können den Fahrern deutlich mehr als die vom Kunden pro Bestellung beglichene Summe pro Transport zahlen, weil die Geschäfte und Restaurants, mit denen wir zusammenarbeiten, ihrerseits Beträge an uns überweisen”, erklärte Mitgründer Oscar Pierre Miquel einmal das Geschäftsmodell.
Über die bei Glovo mitsamt Karte und Preisen verzeichneten Adressen hinaus kann man oft auch anderswo bestellen. „Anything” oder „Lo que sea” (was auch immer), heißt die entsprechende Rubrik, wobei zwischen Englisch und Spanisch gewählt werden kann. Je nach Standort liegen die Kosten für Sonderwünsche tagsüber zwischen 7,50 und 11,50 Euro. Das funktioniert recht freihändig und zum Beispiel auch ohne den genauen Preis zu kennen. Ordern könnte man im Prinzip ein Mittagsmenü aus dem Restaurant Schwaiger Xino’s oder auch einen Hummer vom Olivar-Markt. „Wir bezahlen mit einer Glovo-Kreditkarte vorab und kassieren die Summe dann bei der Lieferung vom Kunden”, erklärt Motorradkurier Bryan seine Arbeitsweise. Auch Blumen- und Geschenkläden sind übrigens mit von der Partie.
Die Preisspanne für Kurierdienste beträgt 7,50 bis 11,50 Euro, während Medikamentenbestellungen aus der Apotheke zwischen 5,90 und 8,50 Euro rangieren. Warenlieferungen von den Supermärkten El Corte Inglés, Supercor oder Mercadona sind hingegen zu einem Pauschalpreis von 5,50 Euro zu haben, wenn das Gewicht nicht höher als 9 Kilo ist. Das entspricht etwa drei Einkaufstüten. Eine Premium-Mitgliedschaft mit unbegrenzten Standardlieferungen ist in Spanien, Italien, Argentinien, Peru und Chile derzeit zum monatlichen Einführungspreis von 5,99 Euro zu haben.
Das 2015 in Barcelona gegründete Start-up Glovo hat dank Großinvestoren inzwischen einen Wert im dreistelligen Millionenbereich. Man ist in über 20 Ländern aktiv, wobei Mitteleuropa gar nicht im Visier ist. Zu groß wäre dort die Konkurrenz von Unternehmen wie Foodora, pizza.de oder lieferando.de . Zu den wenigen, die neben Glovo auf Mallorca unterwegs sind, gehören hingegen Deliveroo, das individuelle „Gourmet-Taxi” oder Angel24 (Geschäftskunden). (aus MM 25/2019)