Es war ein Ereignis, das Symbolcharakter haben soll: Am Samstag machten sich zwölf Mitglieder der Meeresschutzorganisation Ondine zu Palmas Stadtstrand Can Pere Antoni auf. Stundenlang bewegten sie sich hin und her, bis sie rund 800 Zigarettenkippen zusammen hatten. Die Anhäufung auf einem Handtuch spricht Bände.
Das größte Problem für das Meer sind die Filter: Jeder enthält zwei bis sechs Milligramm Nikotin, Arsen und Schwermetalle. Fünf bis zehn Jahre dauert es, bis sich eine Kippe im Wasser auflöst. Ein Zigarettenstummel, der durch die Gezeiten ins Meer gelangt, kann bis zu 1000 Liter Wasser verunreinigen.
Kein Wunder, dass der Ruf nach rauchfreien Stränden immer lauter wird, zumal ein gewisses allgemeines Umweltbewusstsein immer stärker wird: Im Frühling gab das balearische Gesundheitsministerium den Gemeinden grünes Licht, Strände zu rauchfreien Zonen zu erklären. Doch bisweilen darf nur an dreien keiner mehr zum Glimmstängel greifen.
Anderswo in Spanien ist man schon weiter: In Galicien gibt es 79 Strände, die rauchfrei sind. Wer hier dem blauen Dunst dennoch frönt, wird verwarnt, riskiert aber kein Bußgeld, da das spanische Antirauchergesetz dies fürs Rauchen unter freiem Himmel nicht vorsieht. In Katalonien finden sich vier rauchfreie Strände, in Asturien zwei, in Murcia sechs, in Andalusien einer und auf Gran Canaria zwei, darunter der berühmte Canteras-Strand von Las Palmas, wo man – und das ist eine Ausnahme in Spanien – bis 400 Euro an die Gemeinde abdrücken muss, wenn man erwischt wird.
Auch in Deutschland finden sich Nichtraucherstrände. Auf Föhr war bereits im fernen Jahr 1998 ein Anfang gemacht worden. Dort wurden zwei Strände als rauchfrei ausgewiesen. Viele kamen bislang aber nicht hinzu. Auf dem Weststrand des Nordseeeilands Norderney riskiert man ein Bußgeld, wenn man beim Rauchen erwischt wird.
Im Zuge des auch auf Mallorca immer virulenteren Umweltbewusstseins engagieren sich auch andere Organisationen bei der Befreiung von Stränden nicht nur von Zigarettenkippen, sondern auch andersartigem Müll: Ende Mai holten etwa Taucher von Mallorca Blue in der von vielen Yachten frequentierten Bucht Portals Vells zahllose Flaschen vom Meeresboden. Hinzu kommt das Engagement von Firmen, Schülergruppen und Gemeinden: Angesichts der Untätigkeit der Küstenschutzbehörde engagierte jüngst die Stadt Manacor Taucher, um den Meeresgrund bei S’Illot endlich von Objekten wie Sonnenschirmen oder Stühlen zu befreien, die von der Horrorflut am 9. Oktober 2018 ins Wasser gespült worden waren.
Was die rauchfreien Strände angeht, ist man in Spanien und Deutschland aber noch weit vom radikalen Schweden entfernt. Dort gilt seit dem 1. Juli ein allgemeines Rauchverbot im Freien.