Stierkampfgegner haben Toreros und Zuschauern in Palma de Mallorca am Freitagabend einen frostigen Empfang bereitet. Rund 400 Tierschützer hatten sich ab 19 Uhr vor dem "Coliseo Balear" versammelt, um ihrem Unmut über das erste Stierspektakel seit zwei Jahren auf der Insel Luft zu machen.
Mit Bannern und lauten Pfiffen versuchten die Aktivisten die Veranstaltung an der "Plaza de Toros" in der Balearen-Hauptstadt zu stören.Hinter dem Protest steckte die balearische Tierschutzorganisation Assaib. Unterdessen kauften Freunde der blutigen Tradition an den Ticketschaltern Eintrittskarten für die "Corrida". Am Ende wurden es knapp 9000 Zuschauer, das entspricht etwa drei Viertel der insgesamt angebotenen Karten.
Auch während der Show kam es zu einem Zwischenfall, als ein Aktivist das Rund stürmte. Auf seiner Brust stand in großen schwarzen Lettern "Corrida never again"– "nie wieder Stierkampf". Der Mann wurde vom Sicherheitspersonal überwältigt und abgeführt.
Bei der "Corrida" am Freitag handelt es sich um den ersten Stierkampf auf Mallorca seit zwei Jahren. Die Balearen-Regierung hatte die Kämpfe zwar nicht verboten, sie aber durch verschiedene Gesetzesverschärfungen quasi undurchführbar gemacht. Diese Normen wurden allerdings vom spanischen Verfassungsgericht kassiert. Da es sich bei dem Stierkampf um ein Kulturgut handle, könne einzig und allein der spanische Staat, nicht aber die einzelnen Regionen, über ein mögliches Verbot entscheiden.
Auf Mallorca löste die Entscheidung eine Welle der Entrüstung aus. Seit Wochen machen Tierschützer gegen den Stierkampf mobil. Dennoch liefen die Vorbereitungen in den vergangenen Tagen auf Hochtouren, 16 Tiere befinden sich bereits seit Dienstag auf der Insel. Als großer Sieger unter den Toreros ging am Freitg "El Fandi" hervor.
Zu dem Stierkampf nach Palma kamen auch einige bekannte Gesichter, insbesondere aus der Politik, darunter Adolfo Suárez Illana von der konservativen PP, Sohn des ehemaligen spanischen Premiers Adolfo Suárez. Ebenfalls erschienen Jorge Campos, Balearen-Chef der rechtsradikalen Vox sowie sein Parteikollege Fulgencio Coll und PP-Urgestein Maria Salom. Die Corridas wird in Spanien überwiegend von der politischen Rechten unterstützt. (cze)
aktualisiert um 10.42 Uhr